FILMKRITIK: „LATE NIGHT WITH THE DEVIL“ (Horror - 2023)



Zu Beginn dieser Review ist es mir ein ganz persönliches Anliegen, für eine spezielle Gruppe von Horrorfilm-Vertretern eine Lanze zu brechen: Ich spreche von jenen Titeln, die zwar vielleicht in ihren vielen kleinen Einzelteilen meilenweit weg sind von der absoluten Perfektion, sich allerdings so viel Mühe geben, mutig und ambitioniert auftreten, mit neuen, unverbrauchten Konzeptionen um die Ecke kommen und sich zu keinem Zeitpunkt dieser inzwischen gängigen 0815-schablonenhaften-Horror-Jumpscare-Müll-Stilistik bedienen, dass es einer wahrhaftigen Freude gleichkommt, eben jene Filme ab und an sehen zu dürfen, denn: 1. Sie sind mittlerweile echt selten/rar geworden. 2. Wir KinogängerInnen sind über Jahre hinweg von diesem Conjuring-/Insidious-James Wan-Schrott derart negativ konditioniert worden, dass wir ein hochwertiges Filmprojekt nicht mehr von einem konzeptionellen „Billigscheiß“ unterscheiden können, auch wenn uns das grausame Übel direkt ins Gesicht spuckt.


Und ENDLICH hat es wieder mal ein Titel auf die große Leinwand, beziehungsweise ins heimische Kino geschafft, der nicht nur allein mit primitiven Effekten arbeitet, sondern mit viel Liebe fürs Detail ausgekleidet wurde, völlig eigene, unkonventionelle Wege geht, interessante Charaktere beheimatet, ein Konzept verfolgt, das ich in dieser ganz besonderen Form noch nie zuvor gesehen habe und vor allem weiß, wie man den Zuschauer BESTMÖGLICH bei Laune hält.

Die Rede ist natürlich von „Late Night with the Devil“, dem Erstlingswerk von Cameron & Colin Cairnes (Berechtigte Frage an dieser Stelle: Who the f*ck is Cairnes?)

Versteht mich nicht falsch. Das Ding ist nicht perfekt, NEIN, da gäbe es einige Punkte zu bemängeln/verbessern: Fehlender Tiefgang hie und da, starke Timingprobleme (vor allem bei dieser kurzen Lauflänge von 93 Minuten DARFST DU KEINEN STRESS MIT DEM TIMING KRIEGEN!) und auch die fehlende Konsequenz, Bild- und Tonmaterial über die gesamte Dauer konstant gleichbleibend zu inszenieren, sodass die Sinnhaftigkeit für den Inhalt nicht darunter leidet, muss ich an dieser Stelle kritisieren. Egal. Jetzt kommt das überaus positive ABER: All der negativen Aspekte zum Trotz fand ich „Late Night with the Devil“ brutal unterhaltsam. Ohne Scheiß: Dieses Konzept, eine 70er-Jahre Late Night Show nachzuahmen (mit all den optischen Finessen), dem ein völlig merkwürdiger TV-Host vorangestellt wurde, dem man den gesamten Film über besser nicht vertrauen sollte, fand ich schlichtweg grandios! Und dann gibt es auch noch diesen pseudodokumentarischen Stil, den Moderator einzuführen, eingeladene Gäste, die völlig overacten & abartiger nicht sein könnten, dieses unveröffentlichte Found-Footage-Material einer Halloween-Spezial-Folge, Behind-the-Scenes-Material, wo es stets darum geht herauszufinden, ob jenes Zeug, das sich augenscheinlich vor der Kamera abgespielt hat, echt ist, oder abermals nur aus der Trickkiste der Produktion stammt und schlussendlich der Quotengier Jack Delroys dient. Umrahmt wird das Ganze von einigen Special Effects, die sich in völlig übertriebener Form manifestieren und sich perfekt ins Geschehen einfügen. Doch der absolute, absolute Gipfel dieser besonderen „Night Owls“ Folge - und zugleich mein persönliches Highlight des Films -, ist der Auftritt eines 13-jährigen Mädchens namens Lilly, das seit ihrer Befreiung aus den Händen eines satanischen Kultes vom Teufel besessen zu sein scheint. Und ab hier steigt die große Party, denn Lilly ist ab Sekunde eins ihrer Screentime f*ck‘in creepy. Sofort dachte ich: Irgendetwas stimmt doch nicht mit der. Die Frage: Handelt es sich um ein psychisches Trauma oder um reale Besessenheit? Dem will auch Jack Delroy auf den Grund gehen und veranlasst in seiner Show die Live-Demonstration eines „Exorzismus“.

Leute, was ich da gesehen habe, war die mit Abstand authentischste, bodenständigste Teufel-Inkarnation seit langem; auch wenn sie verdammt kurz war, so hat sie einen definitiv bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Und dann gibt es auch noch diese ganzen Sidekick-Taschenspielertricks, Hypnose und all die ganze Scharlatanerie-Palette, sodass ich am Ende kaum mehr wusste, was ich eigentlich noch glauben soll/darf. Was soll ich sagen? Mich hat's erwischt!


Und wisst ihr was? Ich pfeife in gepflegter Manier auf all die Kritikerstimmen, die meinen, „Late Night with the Devil“ sei unausgegorener Mist und verschenke massig Potenzial, ich hingegen sage: Dieser Film hat das absolute Zeug zum (Halloween-)Klassiker, den man sich einmal im Jahr genüsslich einverleiben könnte.

Damit schließe ich meine Besprechung und kann euch allen da draußen, eine wärmste Empfehlung aussprechen. Guckt euch das Ding unbedingt an! Es lohnt sich.


Inhaltsangabe:


Die Zuschauerzahlen befinden sich schon seit Langem im freien Fall: Die Sendung der Halloween-Nacht von 1977 ist für die Late-Night-Talkshow „Night Owls“ und ihren Moderator Jack Delroy die letzte Chance, sich beim Publikum zu bewähren. Demgemäß plant er mit seinen Gästen die spektakulärste Horror-Show des Jahres: Ein Hellseher nimmt Kontakt zu toten Verwandten auf, bevor er auf offener Bühne einen gewaltigen Schleimstrahl erbricht. Ein Zweifler versucht sich an der Aufdeckung der unerklärlichen Phänomene, die diesen Abend heimsuchen. Und dann ist da noch eine Parapsychologin in Begleitung der 13-jährigen Lilly, die als einzige den Massenselbstmord einer satanischen Sekte überlebt hat und vom mysteriösen Mr. Wiggles besessen sein will. Während sich hinter den Kulissen zunehmend Panik über die beängstigenden Vorkommnisse und die gefährdete Quote breitmacht, nimmt die Show ihren verhängnisvollen Verlauf. Der letzte Mitschnitt wurde nie gesendet… bis heute.


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