Rezension: "Die Lotterie und andere dunkle Erzählungen“ von Shirley Jackson

In meiner Welt existiert nur eine Handvoll AutorInnen, von denen ich nahezu alles (mehrfach!) gelesen habe, die ich auf ewige Zeit hochleben lasse, die ich immer wieder vorbehaltlos weiterempfehle und in deren Portfolio keine einzige Story zu finden ist, die in irgendeiner Weise hinken würde, Schwäche zulässt, oder derart in den Sand gesetzt wurde, dass ich sie gar als minderwertig bezeichnen würde. Ihr könnt es euch mit Sicherheit schon denken: Shirley Jackson ist eine dieser Autorinnen.


Ich weiß: Viele empfinden den Roman „Spuk in Hill House“ als eine langwierige, konfuse und teilweise überbewertete Story ohne Substanz. Sorry. Da bringe ich mich selbst als Beschützer ins Spiel, springe für dieses Buch in die Bresche und sage: NOPE. Selbst, wenn man das Ganze inhaltlich kritisieren mag, technisch bleibt der Roman auf höchstem Niveau!


Nachdem ich allerdings meine Liebeserklärung ihren schriftstellerischen Ambitionen gegenüber soeben verlautbart habe, geht es in weiterer Folge nicht mehr darum, ob, beziehungsweise welche Geschichten ich aus diesem speziellen Erzählband großartig finde und welche nicht, sondern darum, warum ich dieses gesamte - vom Festa Verlag zusammengestellte - Konvolut an Schauergeschichten so herausragend finde und im Speziellen: Was differenzierte Shirley Jackson konkret von allen Horror-Autorinnen vor und auch nach ihrer Zeit?


Also. Zunächst einmal spürt man ihre Leidenschaft zur Schriftstellerei in jedem Satz. Ihre ruhige, sanfte, entschleunigende Art, Umstände bildlich zu beschreiben und auch kunstvoll darzustellen, ist eine Gabe. Einerseits hat man bei ihr niemals das Gefühl, sich gerade in einer Geistergeschichte zu befinden, weil sie sich eben die Zeit für die leisen Zwischentöne nimmt und sich immer wieder mal in kleinen Nebenhandlungen verstrickt. Andererseits öffnet sie von Beginn an Tür und Tor für das subtile Böse, das sich langsam aber sicher ausbreitet und genau dann zuschlägt, wenn man eben gerade mit diesen abseitigen Geschehnissen beschäftigt ist. Weiters sind ihre Charakterdarstellungen einmalig. Sie schafft es, prägnant gezeichnete Figuren zu entwerfen, die sich meist durch Interaktionen mit anderen Figuren erklären und sich vollkommen selbstständig in die Story einbetten. Wenn du deine Protagonisten erst einmal dazu gebracht hast, so kraftvoll zu sein, dass sie dich als Autorin nicht mehr brauchen, um in der Geschichte weiterzuleben, dann hast du ALLES richtig gemacht!


Inhaltsangabe:


Die Vorstadt hat etwas Böses an sich, die liebende Ehefrau verbirgt mörderische Gedanken und der besorgte Bürger könnte ein berüchtigter Serienmörder sein …


Tauche mit dieser Sammlung ihrer düstersten Kurzgeschichten ein in die beunruhigende Welt von Shirley Jackson.


In der gespenstischen Welt von Shirley Jackson (1916–1965) ist nichts so, wie es scheint, und nirgendwo ist man sicher.

Sie ist mehr als nur die »Queen of Horror« – sondern eine der wichtigsten amerikanischen Schriftstellerinnen und literarisches Vorbild für viele moderne Autoren, etwa Stephen King oder Neil Gaiman.


Die Lotterie

Die Möglichkeit des Bösen

Louisa, bitte komm nach Hause

Paranoia

Mrs. Smiths Flitterwochen

Die Geschichte, die wir immer erzählt haben

Der Zauberlehrling

Jack the Ripper

Der schöne Fremde

Sie sagte nichts als ja

Welch ein Gedanke

Der Bus

Familienschätze

Ein Besuch

Die gute Ehefrau

Der Mann im Wald

Nach Hause

Die Sommergäste


Donna Tartt: »Shirley Jacksons Geschichten gehören zu den schauerlichsten, die je geschrieben wurden.«


Neil Gaiman: »Eine erstaunliche Autorin ... Wenn du sie nicht gelesen hast, hast du etwas Wunderbares verpasst.«


Joyce Carol Oates: »Shirley Jackson ist eine dieser höchst eigenwilligen, unnachahmlichen Schriftstellerinnen, deren Werke einen bleibenden Zauber ausüben.«

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