Jemandem die Hand reichen. Ein gutes Händchen beweisen. Einer Person aus der Hand lesen. Hand anlegen. Die Hand drauf geben. Vollkommen egal, wie man es nennen möchte, bei Danny & Michael Phillippou hat ganz klar DIE Hand, die Oberhand. Und das ist auch gut so, schließlich bildet sie den Kern der Erzählung und fungiert als Séance-Portal zur Geisterwelt.
Schenkt man den Pressestimmen Gehör, dann hat man es hier mit A24’s neuem Horror-Meisterstück zu tun. Doch was kann „Talk to Me“ wirklich? Ist die Konzeptidee dahinter wirklich so frisch und neu, oder hat man sich wieder irgendwelche Versatzstücke von anderen Filmen zusammengeklaut? Ich sag’ mal so: Wie man es von A24-Produktionen generell gewohnt ist, liefert auch „Talk to Me“ eine etwas unkonventionelle, freie, Mainstream-distanzierte Story ab, die sich zwar immer mal wieder bei einigen Genre-KollegInnen anlehnt, des Öfteren auch bedient, aber keinesfalls stupide klaut, kopiert und uns das Ganze dann als verstecktes Plagiat in Form einer Eigenkomposition präsentiert. Diese Behauptung werfe ich mal ganz frech in den Raum. Jetzt kommt direkt das große ABER: ABER, das ist viel zu wenig. „Talk to Me“ hat absolut Null Substanz, dreht sich permanent im Kreis, verzettelt sich in nie zur Gänze ausgeführten Handlungsteilen, bietet kaum Anreiz, sich in die Welt der oftmals lächerlich handelnden Figuren hineinzuversetzen und verpasst - wortwörtlich - den erzählerischen Absprung. Was - der Fairness halber - außerdem gesagt werden muss, ist die Tatsache, dass man sich bei den schauspielerischen Leistungen nicht wirklich viel Herausragendes erwarten darf, sondern sich mit solidem Mittelmaß begnügen muss, was ohnehin im Genre zum Standard geworden ist. Leider. Hätte man sich bei „Talk to Me“ mehr auf die Charaktere und deren Verkörperung konzentriert, anstatt das Potenzial damit zu verballern, innovativ im Storytelling zu sein, hätte das der Konzeption einen gewaltigen Sprung nach vorne geholfen. So bleibt dieses Debüt der Phillippou-Brüder, trotz anfänglich gutem Unterhaltungswert, trotz dieses Neuinterpretationsansatzes, eine klassische Geisterbeschwörungsstory anders zu erzählen, weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und darf sich schlussendlich „nur“ als unterdurchschnittlicher Bodies-Bodies-Bodies-Horrorstreifen mit vollgekritzelter Gipshand aufspielen. Es hätte auch diesen - mit brachialer Gewalt inszenierten - Gen-Z-Cast überhaupt nicht gebraucht, der der gesamten Produktion die Authentizität nimmt und flächendeckend dafür gesorgt hat, dass überzeichnete, krampfhaft auf cool getrimmte Charaktere umherstolzieren, und stets so tun, als wären sie der tatsächliche Inbegriff jener Klassifikation. Hand aufs Herz: Ich fand’s scheisse und völlig overhyped!
Inhaltsangabe:
In einer australischen Kleinstadt ist die mysteriöse Skulptur einer Hand im Umlauf. Mit ihr versetzen sich ganze Freundesgruppen nacheinander in Trance und beschwören Tote aus dem Jenseits. Handyvideos von besessenen Mitschülern machen schließlich auch die besten Freundinnen Mia und Jade neugierig: Die beiden beschließen, selbst an einer Séance teilzunehmen. Doch als Mias verstorbene Mutter mithilfe der Hand Kontakt zu ihr aufnimmt, schlägt das Spiel in tödlichen Ernst um. Die Regeln des Rituals sind gebrochen – die Tür zur Geisterwelt steht einen Spaltbreit offen ...
Höllisch unterhaltsam, überraschend hart bebildert, mit unvergleichlich authentischem Gespür für das Teenager-Dasein im Hier und Jetzt! Das Spielfilmdebüt der beiden australischen YouTube-Stars Danny und Michael Philippou ist ein originell und stilsicher inszenierter, moderner Horror, der auf dem diesjährigen Sundance Film Festival Weltpremiere feierte sowie Europapremiere bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin
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