Es gibt eine gefühlte Vielzahl an Survival-Horrorfilmen, die ich im Laufe der letzten 20 Jahre über mich hab‘ ergehen lassen müssen, um an folgenden erkenntnisreichen Punkt zu gelangen: Mir fällt tatsächlich kein vergleichbarer Genretitel ein, der sich in puncto Aufbau von atmosphärischen Kernelementen und vor allem bei der Konzeption dieses hervorragenden Settings je besser verkauft hat als Neil Marshalls „THE DESCENT“. Kleine Trigger-Warnung an der Stelle: Wenn ihr mit dieser Art von Film grundsätzlich nichts anzufangen wisst, Angst vor der Dunkelheit habt, beziehungsweise leicht zu erschrecken seid, und generell mit Klaustrophobie zu kämpfen habt, dann würde ich euch definitiv von diesem Filmerlebnis abraten, denn was man hier auf 99 Minuten komprimiert dargestellt bekommt, sind schmale, finstere, Höhlen(ein)gänge, beengte Tunnel, das Gefühl, permanenter Erstickungsgefahr ausgeliefert zu sein, keine Chance zu haben, von dort zu verschwinden und nicht zuletzt die Angst vor dem vermeintlichen Grauen, das tief im Inneren des Höhlengebildes lauert/lebt. Solltet ihr damit ein Problem haben, wäre es ratsam, euch diesen Film AUF GAR KEINEN FALL anzusehen. So viel dazu. Kommen wir gleich zur Masterfrage: Was macht „THE DESCENT“ nun so besonders? Ich würde das an drei prägnanten Aspekten festmachen: 1. Das Setting: Segmente höchst beklemmender Räumlichkeiten und die Angst vor der absoluten Hilflosigkeit gab es im Genre schon häufig, klar, allerdings hat der Regisseur hier den Schauplatz so tief in die Erde verfrachtet, dass der angeborene Fluchtinstinkt mit jedem Tiefenmeter steigt, ein Entkommen dadurch allerdings praktisch UNMÖGLICH wird. Und DAS spüren nicht nur die Charaktere, sondern auch das Publikum ganz stark.
Ein ähnliches Phänomen ließ sich auch bei „The Cave“ oder „Buried“ mit Ryan Reynolds in der Hauptrolle feststellen, wo er eine gefühlte Ewigkeit in einer begrabenen Holzkiste um sein Leben kämpfen muss. Denn: Lebendig verscharrt zu werden ist die eine Sache, dem Protagonisten im röchelnden, um Sauerstoff ringenden Frischluft-Kampf eineinhalb Stunden lang zusehen und vor allem zuzuhören zu müssen, ist mit Sicherheit nochmal eine ganz andere Nummer. Genau das haben wir auch in „THE DESCENT“: Permanentes Hecheln, hektisches Luftringen, panisches Röcheln, teilweise sogar mit Handkamera gefilmt. Weiter im Kontext: 2. Die Atmosphäre: Bei „THE DESCENT“ gehen Setting und Feeling – untrennbar - Hand in Hand. Warum hebe ich das so explizit hervor? Weil der Film ohne diese prägnanten Schauplätze, ohne dieses unbehagliche Ambiente - das sich wie eine Membran um die gesamte Erzählung legt - lediglich ein weiterer 0815-Splatter wäre, der schon Wochen/Monate später in der Belanglosigkeit verschwunden wäre. Aber dem ist nicht so. Das Ding hat sich fein säuberlich in mein Gehirn eingemietet und fristet dort seit 2005 ein beschauliches Dasein. Doch was wäre ein gepflegtes „Hack and Slay“ ohne FSK18 & spritzenden Blutfontänen? Nichts. Das bringt mich zu Punkt 3: Dem Gore-Aspekt: Ohne zu viel von der Handlung verraten zu wollen, kann ich euch sagen, dass der Blutanteil in diesem Höhlengewölbe - ironischerweise - wohldosiert zum Einsatz kommt. Keine Sorge: Die Regie hat da schon ordentlich verballert, aber hält dennoch einen Sicherheitsabstand zur Grenze der Unglaubwürdigkeit. Eine weitere Komponente, die der Film – meiner Meinung nach – unbedingt gebraucht hat und von dem er schlussendlich einen Großteil seiner Lebensenergie zieht.
Inhaltsangabe:
Eine Extremsport-Clique, bestehend aus sechs jungen Frauen, unternimmt eine Klettertour in eine bislang unerforschte, abgelegene Höhle. Als ihnen der Rückweg durch herabfallende Felsen versperrt wird, dringen sie auf der Suche nach einem Ausgang tiefer in das weit verzweigte Höhlensystem vor. Aus dem Abenteuertrip wird der schlimmste Alptraum: Ein kompromissloser Überlebenskampf beginnt.
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