Also. Eines vorweg: Ti West weiß ganz genau, was man tun muss, um aus einer relativ unscheinbaren Handlung, ein nahezu perfektes Horror-Arthouse-Kino zu zaubern: Er nimmt eine glasklare, unverkennbare Prämisse, baut diese behutsam um seine Charaktere auf, schafft das passende, zeitgemäße Setting, kümmert sich liebevoll um atmosphärische Details und lässt alle Komponenten herrlich Slasher-artig eskalieren, ohne aber dabei die Intelligenz des Kinopublikums zu beleidigen. Ihr wisst das mit Sicherheit selbst: Das ist im Horror-Genre KEINE Selbstverständlichkeit. Und mit „PEARL“ hat er nun ein erstklassiges Spin-off/Prequel produziert, das einerseits vor Einfallsreichtum nur so strotzt, andererseits sich nicht scheut, des Öfteren mal in der altbewährten Klischee-Schublade zu kramen. Doch der entschiedenste und somit auch Erfolgs-garantierende Faktor ist ganz klar Mia Goth. Ohne ihre ganz spezielle, unverkennbare Charakteristik, ohne ihr eigenwilliges Schauspiel, ohne ihre Bereitschaft, die Figur von „PEARL“ vollständig zu übernehmen, wäre dieses Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen, weil es eben diesen wichtigen Sprung aus der Mittelmäßigkeit heraus nicht geschafft hätte. So macht Mia Goth schlussendlich diese Figur zur stilvollen Slasher-Kult-Ikone, die in ihrem Wesen so dreist, so fies und so brutal daherkommt, dass ich sie dafür einfach nur liebe. Und mithilfe von Ti West sieht das Ganze auch noch richtig, richtig geil aus. Um es kurz zu machen: Lassen wir mal sämtliche Logiklücken, inhaltliche Schwächen und Pacing-Probleme - die der Film zweifelsohne hat - beiseite, ist „PEARL“ für Sub-Genre-Fans und Cineasten im Allgemeinen, die reinste (Ästhetik-) Perle. Und auch wenn Ti West seine Story - vor allem in der ersten Hälfte - äußerst bedacht vorantreibt, versucht er stets - optisch wie inszenatorisch seinem Film Glanz zu verleihen, indem er Pearls Gefühlswelt und Mia Goth als Schauspielerin (vor allem der 10-minütige Monolog am Ende und der Abspann … ALTER SCHWEDE!) klar ins Zentrum rückt.
Inhaltsangabe:
Pearl lebt 1918 auf einem Familienbauernhof auf dem Land. Die junge Frau fühlt sich gefangen und isoliert, da sie sich dort um ihren komatösen und kranken Vater kümmern und gleichzeitig eine herrische Mutter ertragen muss. Pearl träumt von einem glamourösen Leben wie in den Filmen, die sie sich ansieht. Eine Reihe von Ereignissen führt dazu, dass sie langsam zusammenbricht, woraufhin sich die Frage stellt, ob sie jemals zu ihrem früheren Leben zurückkehren kann.
Kommentar schreiben