Schaut man sich die Vita von Greta Gerwig (Bekannt aus Filmproduktionen wie „LOL“, „Greenberg“, oder „Francis Ha“) einmal genauer an, wird man schnell merken, dass sie im Kern überaus interessant ist. Obwohl sie als Schauspielerin (trotz Oscar- und Golden Globe Nominierung) meiner Meinung nach nur mäßigen Erfolg hatte, kann sich ihre Referenz als Regisseurin mehr als sehen lassen: Bislang saß sie dreimal federführend am Regiestuhl und kann bereits auf mehrere Oscar- sowie Golden Globe Nominierungen zurückblicken. Für „Lady Bird“ gab’s dann auch den lang ersehnten Globe in der Kategorie „Bester Film – Komödie/Musical“.
Jetzt kommt die Frage aller Fragen: Konnte mich dieses Familiendrama aus dem Jahre 2017 auch so begeistern?
Kurzum: Nur bedingt.
Greta Gerwig ist mit „Lady Bird“ eine herzerwärmende, aber auch durchweg zynische Tragikomödie gelungen, die Elemente einer Familiengeschichte, mit der einer klassischen „Coming-of-Age-Erzählung“ verbindet. Sie lebt hauptsächlich von ihren stark konzipierten Haupt- und Nebencharakteren, allen voran Saoirse Ronan, die für diese Rolle viel Herzblut auf die Leinwand bringt und den Golden Globe Award für die „Beste Hauptdarstellerin“ durchaus verdient hat. Sie ist diejenige, die den Film – von Anfang bis zum Ende – trägt und die das Niveau von „Lady Bird“ merklich anhebt. Dennoch bin ich mir wirklich nicht sicher, ob Greta Gerwig ohne Ronan mit diesem etwas einfältigen, klischeehaften Drehbuch Erfolg gehabt hätte, denn schließlich nimmt sie sich nicht wirklich Zeit ihre Hauptfigur auszukleiden und rast in gefühltem Rekordtempo durchs Programm. So hat das Publikum überhaupt keine Chance, (tiefgreifende) Gefühle zur Protagonistin und deren Umstände aufzubauen, die es wiederum dringend braucht, um sich in dieses Drama einzufinden. Ein bisschen Drama hier, ein bisschen Lovestory dort und ein bisschen Revolte obendrauf. Außerdem verstehe ich diesen ständigen 70er-Jahre-Look einfach nicht (in der ersten Hälfte deutlich spürbar), wenn die Handlung doch im Jahr 2002 angesiedelt ist. Ich weiß auch nicht: Irgendwie fühlt sich das Ganze einfach unausgegoren an und hat bei mir letztendlich überhaupt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Inhaltsangabe:
Der Alltag von Christine „Lady Bird“ McPherson (Saoirse Ronan) im kalifornischen Sacramento besteht aus High School-Routine, Familientrouble und ersten ernüchternden Erfahrungen mit Jungs. Kein Wunder also, dass die 17-Jährige davon träumt, flügge zu werden. Im echten Leben rebelliert sie mit Leidenschaft und Dickköpfigkeit gegen die Enge in ihrem Elternhaus. Doch allzu leicht macht ihre Mutter (Laurie Metcalf) dem eigenwillig-aufgeweckten Teenager die Abnabelung natürlich nicht, und so ziehen alle beide zwischen Trotz, Wut und Resignation immer wieder sämtliche Gefühlsregister.
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