FILMKRITIK: „PROMISING YOUNG WOMAN“ (Thriller/Krimi - 2020)



Im Zuge meiner Recherche zu Emerald Lilly Fennell und ihrem oscarprämierten Thriller „Promising Young Woman“ (Ausgezeichnet für das „Beste Originaldrehbuch“), bin ich auf ein kurzes Statement gestoßen, über das ich irgendwie schmunzeln musste: „Promising Young Woman ist ein Bonbon gefüllt mit Gift.“ (Stern.de)

 

Soll heißen: Der Streifen sieht zum Anbeißen aus, schmeckt echt lecker, zerfetzt dir aber blöderweise die Eingeweide. Obwohl das zwar eine etwas plumpe, plakative Aussage ist, so steckt doch viel mehr Wahrheitsgehalt darin, als man zunächst glauben möchte. Denn so ähnlich habe ich das auch empfunden: Dieser Film ist eine zynische Kampfansage an die ganze verkorkste Männerwelt, an alle Unterdrücker da draußen, die den kleinsten Funken einer Chance (aus)nutzen, um Frauen für ihre Zwecke gefügig zu machen. Frei nach dem Motto: „Take her home and take your chances.“ Und seien wir mal ehrlich: Diese Bastarde habe den Jochbein-küssenden Ansatz eines Baseballschlägers doch mehr als verdient. DAS greift „Promising Young Woman“ auf. Nicht mehr und nicht weniger. Hier wird nicht tiefgreifend philosophiert oder auf hochtrabendes Kino gesetzt, hier darf man sich keine umwerfende Handlung erwarten, denn die sucht man definitiv vergeblich, stattdessen wird alles staubtrocken - ohne großes Tamtam - verbal weggeballert, das auch nur in die Nähe einer Unterjochung kommt. Dieser Titel ist aber auch eine Hommage an das Frauen-Dasein, an die weibliche Durchschlagskraft, ihrem Sinn für Gerechtigkeit und zeigt deutlich, wer hier der eigentliche Boss im Ring ist. Doch dann kam die Schlusssequenz, mit der sich Emerald Fennell endgültig selbst ins Knie geschossen hat. Sie zerhackt mit einem einzigen Rundumschlag, jenes moralische, pro-feministische Gebilde, das sie sich über eine Stunde lang mühevoll aufgebaut hat. Einfach nur schade.

 

Abschließend möchte ich aber noch sagen, dass Carey Mulligan ihre Rolle als Cassie wirklich gut verkörpert und das Ganze schauspielerisch sehr sauber umgesetzt hat. Die Oscar- und Golden Globe-Nominierungen für die „Beste Hauptdarstellerin“ gehen daher schon in Ordnung.

 

Fazit: „Promising Young Woman“ möchte irgendwie alles sein: Gesellschaftsstudie, Familiendrama, #Mee-Too-Bewegung, Rachethriller und Lovestory. Der Titel verliert sich aber bei der eigenen Sinnessuche durch den ständigen Genrewechsel selbst, sodass - für mich persönlich - ein völlig konträres, zweigeteiltes Fazit übrigbleibt. Als Gesellschafts-Satire, als Drama per se, funktioniert der Film im 20-minütigen-Finalakt einfach nicht mehr, ABER: betrachtet man ihn als reinen Thriller, dann haut der dich regelrecht vom Sockel. Und so kommt es, dass nach einer relativ ernüchternden Filmkritik, am Ende die 8/10 steht! Komisch, ist aber so.

 

Inhaltsangabe:

 

Rache war nie so süß! Alle hielten Cassie (Carey Mulligan) für eine vielversprechende junge Frau - bis ein mysteriöses Ereignis ihre Karriere eines Tages abrupt beendet hat. Jetzt ist in ihrem Leben nichts, wie es scheint: Cassie ist sehr klug und raffiniert und führt nachts ein geheimes Doppelleben. 
Dann gibt eine unerwartete Begegnung ihr die Gelegenheit, mit den Fehlern der Vergangenheit aufzuräumen...

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