Rezension: "Die Leiche der Jane Brown“ von Cornell Woolrich

Also. Zu Beginn muss ich verdeutlichen, dass der Vergleich mit Edgar Allan Poe (lt. Francis Nevins Jr.) zwar etwas hinkt, Woolrich mit „Jane Brown‘s Body“ aber im Grunde eine atmosphärische, altertümliche Story geschaffen hat, der es an Nichts mangelt. Die Charaktere nehmen gleich mal ihre vorgefertigten Plätze ein, gehen schnell dazu über, sich über die Dialogschiene zu positionieren und haben letztendlich - in Anbetracht der überschaubaren Länge - ein gut gezeichnetes Mindset verpasst bekommen, sodass man sie als durchaus authentisch und greifbar beschreiben kann. Unabhängig von der Charakterisierung und der Integration seiner Figurenlandschaft, ist mir bei Woolrichs Erzählung per se aufgefallen, dass er stets versucht hat, sich den „Poe-Horrorklassikern“ in abgeschwächter Manier anzunähern, aber zu keinem Zeitpunkt bemüht war, diese zu imitieren oder gar zu kopieren.

Denn es gibt wohl nichts Grausameres, der „Weltliteratur“ nachzueifern und sie krampfhaft ins 20. Jahrhundert, wenn nicht gar ins 21. zu zwängen. (was er natürlich keineswegs getan hat) Die Leserschaft riecht die Lunte sofort und stempelt das Geschriebene als Plagiat ab.

Man bedenke: Zwischen Cornell George Hopley-Woolrich und Poe (um bei diesem Vergleich vorerst zu bleiben) liegen doch noch mal an die 100 Jährchen, die einen enormen Unterschied im Schriftbild ausmachen. Davon bin ich überzeugt! Was man Woolrich aber ans Revers heften muss, ist die Tatsache, dass er überaus schaffensfroh war und die Hardboiled-Sektion maßgeblich (mit)geprägt hat.


Was gibt es nun über „Jane Brown“ zu sagen? Plump ausgedrückt: Die Geschichte hat mir richtig gut gefallen.

Egal ob es den Handlungsablauf, das Setting, die atmosphärische Komponente, den Protagonisten, oder die schriftliche Ausführung an sich betrifft, Woolrich hat eine stimmige, wirklich unterhaltsame Angelegenheit konzipiert, die mich bis zum Ende bei der Stange gehalten hat.

Und ja, man spürt diesen Noir-Einschlag, für den er letztendlich auch bekannt geworden ist, deshalb lässt sich das gute Stück auch in keine vordefinierte (Horror-/Crime-) Schublade stecken, denn dafür ist die Story einfach zu kontrovers. Ich bin mir aber sicher, sie wird ihren Platz zwischen den Stühlen finden, wo jene Abnehmer warten, die sich ohnehin abseites der abgetretenen Pfade bewegen.


Inhaltsangabe:


Da hat Pilot Penny O’Shaughnessy noch einmal Glück gehabt. Glaubt er – immerhin hat er den Absturz in der Wildnis im Norden der USA nicht nur überlebt, sondern findet sogar ein bewohntes Anwesen in der Nähe der Unglücksstelle. Hilfe ist nah! 

Dort trifft er auf Dr. Denholt und seine Pflegetochter Nova. Mit ihr stimmt etwas nicht… Und was ist mit dem seltsamen Labor, das der Hausherr immer hinter sich abschließt? 

O’Shaughnessy lässt sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Jetzt ist die Neugier des Abenteurers erst geweckt. Doch diese Neugier führt ihn in einen Albtraum…


Ein finsteres Meisterwerk über die Ungerechtigkeit dieser Existenz, die wir Leben nennen und die immer vom Tod heimgesucht wird.


Francis Nevins Jr.: »Woolrich ist der Edgar Allan Poe des 20. Jahrhunderts.« 


Ellery Queen: »Woolrich kann selbst den banalsten Ereignissen mehr Schrecken, mehr Nervenkitzel und mehr Spannung entlocken als irgendeiner seiner Konkurrenten.«


Robert Bloch: »Niemand hat Cornell Woolrich je in punkto schiere Spannung übertroffen.« 

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