Soeben habe ich Bentley Little bei Wikipedia eingeben. Dort heißt es: „Little arbeitete als Zeitungsreporter/-fotograf, technischer Redakteur, Spielhallenwärter, Fensterputzer, Rodeo-Torwächter, Telefonbuchzusteller, Bibliothekshelfer, Schriftsetzer, Möbelpacker und Verkäufer.“ Jetzt kommt‘s: Seine Abschlussarbeit an der California State University Fullerton - „The Revelation“ - wurde später als Roman veröffentlicht und gewann 1991 den Bram Stoker Award in der Kategorie ‚First Novel‘. Es sei mir also - auch im Anbetracht der kuriosen Vita - zu Beginn der Buchbesprechung gestattet, ein paar schwärmerische Worte über diesen besonderen Autor zu „verlieren“ und zugleich eine wahrhaftige Huldigung gegenüber Bentley Little auszusprechen: Ich liebe diesen exzentrischen, (in schriftstellerischer Hinsicht) brutal begnadeten Kerl. Das tue ich wirklich. Selbst wenn ich mich immer wieder bremsen muss, um nicht in überschwänglicher Euphorie zu ersticken, komme ich auch dieses Mal nicht umhin, eine ganz bestimmte Sache hervorzuheben: Seine Leidenschaft, ausgeklügelte Plots in ein unterhaltsames, keineswegs abgetragenes Szenario zu verwandeln. Für mich ist ganz klar: Bentley Litte ist ein MEISTER seines Fachs. Er besitzt die besondere, aber auch seltene Gabe, Figuren spielerisch zu zeichnen, sie charmant/unaufdringlich zu integrieren und sie vor allem auch an den gestellten Aufgaben wachsen zu lassen. Doch das ist längst nicht alles: Kaum ein anderer verbindet die Genreenden so geschickt miteinander, dass man den Übergang kaum spüren, höchstens erahnen kann. Seine Bereitschaft, neue, unkonventionelle, völlig losgelöste Wege zu gehen ist schlichtweg berauschend. Vor allem die Art und Weise, wie er dies mit seiner ganzen Imaginationskraft bewerkstelligt – auch im Hinblick auf seine schriftstellerische Qualität -, lässt nur einen Schluss zu: Wir haben es mit einem abartig guten Erzähler zu tun! Die Tatsache, dass er es zustande bringt, seine schwarzhumorigen Handlungsstränge über mehrere hundert Seiten hinweg, so konstant, abwechslungsreich und amüsant zu gestalten, ist – meiner Meinung nach – äußerst beängstigend. Das darf man an dieser Stelle schon mal verlautbaren. Ja ich weiß: Da gibt es auch einen King, einen Koontz, einen Ketchum, einen Laymon, einen Straub, einen Saul, einen Simmons, …aber Little darf hier niemals außen vorgelassen werden. NIEMALS! Beweisstück A: „The Handyman“ (Buchheim Verlag) Was er hier veranstaltet, wie er diese Geschichte in ein atmosphärisches, dichtes Setting zwängt, was er dort für Gestalten (gut und böse) auf die Leserschaft loslässt, ist nicht von dieser Welt. Um nicht den Rahmen komplett zu zersprengen, bzw. in endloser Lobhudelei zu versinken, höre ich nun auf und komme direkt zu „THE BANK“: Wie kann ich es wagen, mir anzumaßen, schlecht über THE BANK zu sprechen, wo ich doch so enthusiastische Worte für Bentley Little übrig habe? Ganz einfach: Weil ich jede Geschichte, und bin ich noch so voreingenommen, individuell und so objektiv wie möglich betrachte. Aber was soll ich sagen? Bei „THE BANK“ gibt es schlichtweg nichts zu bemängeln. Da sitzt alles an seinem rechten Platz, alles ist dort wo es hingehört. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, wissen mit prägnanter Attribute zu überzeugen, die Geschichte nimmt sofort Fahrt auf, weiß über lange Passagen hinweg zu gefallen und treibt somit den Unterhaltungsfaktor direkt in die Höhe.
Fazit:
Bentley Little hat - hinsichtlich der Handlung - nicht nur einen wirklich vorzeigbaren, unterhaltsamen Roman geschrieben, er rechnet in „THE BANK“ vor allem mit dem gesamten Sektor ab, lässt schief gelaufene Finanzdeals, abgelehnte Kredite, unbezahlbare Hypotheken, Zwangsräumungen und die damit einhergehende (finanzielle) Vormachtstellung der profitgeilen Bankenlandschaft als Sinnbild für unsere ruinierte Weltwirtschaftslage auftreten. Doch unter all der oberflächlichen und augenscheinlich pessimistischen Grundessenz der Erzählung, verbirgt sich ein kleiner Funken Hoffnung, für eine bereits kaputte Konsumgemeinschaft, skurril und euphemistisch dargestellt.
Inhaltsangabe:
Du wirst den Sachbearbeiter deiner Bank nie wieder auf dieselbe Weise betrachten.
»Wir wissen, wer Sie sind! Kann Ihre derzeitige Bank das auch behaupten? Wir glauben, nicht. Aber wir legen Wert darauf, Ihre Bedürfnisse zu kennen, und wir sind stolz, all unseren Kunden einen unvergleichlichen Service zu bieten. Auch für Sie!«
In der Kleinstadt Montgomery, Arizona, kann sich Kyle Decker mit seinem Buchladen gerade so über Wasser halten. Als nebenan eine Bank eröffnet, erhofft er sich mehr Laufkundschaft. Allerdings hat bisher niemand von der First People's Bank gehört und die örtliche Filiale ist auf mysteriöse Weise über Nacht aufgetaucht.
Die neue Bank bietet verlockende Anreize für Neukunden und ihre Konditionen scheinen vernünftig zu sein ... zunächst. Doch ist es Zufall, dass die Identität von Kyles Frau gestohlen wird und sein Sohn E-Mails erhält, die seine privatesten Geheimnisse enthüllen?
Oder als der Manager eines konkurrierenden Finanzinstituts einen grausamen Tod stirbt?
Bald haben die Menschen keine andere Wahl, als bei einem Autokauf, einer Hausfinanzierung oder einem Firmenkredit mit der First People's Bank zusammenzuarbeiten. Und als die Bank immer bizarrere Forderungen an ihre Kunden stellt, wird den Einwohnern von Montgomery, Arizona, klar, dass es vielleicht bereits zu spät ist ... denn die Vorfälligkeitsentschädigungen dieser Bank sind zu schrecklich, um sie sich vorzustellen.
Bentley Little nimmt in dieser düsteren, messerscharfen Satire die schlimmsten Praktiken unseres Bankwesens in einer zunehmend digitalen Welt aufs Korn.
Cover & Illustration Signaturseite: Ben Baldwin
Innenillustrationen: Glenn Chadbourne
Stephen King: »Wenn es um Horror geht, traut sich keiner das, was sich Bentley Little traut. Er ist so verdammt gut, dass er praktisch sein eigenes Genre ist.«
Midwest Book Review: »Ein Meister des Horrors, auf Augenhöhe mit Koontz und King.«
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