Rezension: "Berserk“ von Tim Lebbon

Bestialisch verstümmelte Leichen. Eine Ruhestätte, die einem Massengrab gleichkommt. Aneinander geknebelte Untote, die sich an den Lebenden vergreifen. Ein Mann auf der Suche nach seinem Sohn. Jede Menge Blut. Verletztes Fleisch. Schmerzen und Trauer.


Als ich zum ersten Mal von dieser unfassbaren Geschichte erfahren habe, war ich - um ehrlich zu sein - euphorisch wie schon lange nicht mehr: Band 8 der Cemetery Dance Germany Reihe? Ein weiterer limitierter Tim Lebbon? Handnummeriert? Signiert? Coverdesign und Illustrationen von Vincent Chong??? (Die Darstellungen dieses Ausnahmekünstlers sind meiner Meinung nach in der allerhöchsten Liga anzusiedeln und gehören mitunter zum BESTEN was die Szene zu bieten hat. Daran besteht gar kein Zweifel!) Kurzum: Die optische Aufmachung ist schlichtweg atemberaubend, die Qualität des Textes in Bezug auf Tim Lebbons Schreibe, bzw. im Hinblick auf die wirklich vorzeigbare Übersetzungsarbeit ist bewundernswert und die inhaltliche, handlunsbasierte Komponente überzeugt (mich persönlich) auf ganzer Linie.


Ein in Ketten gelegter „Human Centipede“, trifft auf Lovecrafts „Herbert West-Reanimator“, in Kombination mit einer abgeschwächten „Friedhof der Kuscheltiere“-Variante.


Doch Bereserk von Meister Tim Lebbon ist keine billige Kopie, kein Abkupfern bereits realisierter Materie und demnach mit NICHTS vergleichbar, kurz: es ist soooo viel mehr: 

Emotionales Gefühlschaos. Brutales, irrationales Vexierspiel fürs Mindset. Trockene Hommage an die Horrorliteratur, mit allsamt ihrer Abspaltungen.

Um das Ganze ein klein wenig zu präzisieren: Lebbon vermischt hier ganz bewusst die unterschiedlichen Genrekulturen und wandert auf einem äußerst schmalen Grad zwischen der Ausübung verheerender, wirklich grausamer Gräueltaten und dem Transport seiner schillernden Erzählkunst. (ein Kontrast, der dem Roman einen unvergleichlichen Glanz andichtet!!!) Er verleiht dadurch seinem Protagonisten enorme Kraft, gibt ihm viel Background, jede Menge Tiefgang, Gefühle ohne Ende, und zeigt, dass Charaktere in Horrorromanen, bzw. die dramaturgischen Auswüchse des Horros, nicht nach einem vordefinierten Schema gezeichnet werden müssen. 


Ich möchte daher die Aussage von Edward Lee deutlich unterstreichen: »BERSERK übertrifft die meisten Horror-Romane um Längen. Lebbons Prosa leuchtet klar und die reale Welt verschmilzt so überzeugend mit dem Grauen, dass man die Grenze dazwischen nur schwer erkennen kann.«


Genau DAS ist Berserk! Feinfühliger Horror, der zu keinem Zeitpunkt versucht, ein künstlich erschaffenes Imitat zu sein


Abschließen möchte ich die Besprechung mit einem Zitat aus Edward Lees Vorwort, das übrigens authentischer und greifbarer nicht sein könnte:


„Auf der ersten Handvoll Seiten führt uns Mr. Lebbon ins Leben eines ganz normalen Mannes - in eine ganz normale Welt - und dann schleudert er uns mit einem Dropkick in die aufgerissenen Kiefer eines Schreckens der uns die nächsten 89.000 Wörter nicht mehr loslässt. [...] Dieses Buch ist so gut, mache ich mir dann klar, es ist SO gut, dass ich am liebsten ein Loch in die Wand treten möchte. Und jetzt - nachdem ich Mr.  Lebbons BERSERK gelesen habe, habe ich einen gebrochenen Fuß“


Inhaltsangabe:


Tom Roberts´ Sohn sei bei einem Armyunfall gestorben … sagen sie. Doch sein Sarg ist leer.

Monster gebe es nicht … sagen sie. Doch als Tom zur vermeintlichen Ruhestätte seines Sohnes reist, findet er ein Massengrab mit Leichen, die alles andere als menschlich sind. Ohne Köpfe, bestialisch verstümmelt … und aneinander gekettet.

Der Tod sei das Ende … sagen sie. Doch dann greift eine dieser Leichen – ein kleines Mädchen - nach seinem Arm, und alles ändert sich. Denn der Tod ist nicht das Ende. Manchmal ist er auch der Anfang - der Anfang von etwas Schrecklichem.

Cover & Illustrationen: Vincent Chong
Vorwort: Edward Lee
Bonus: Tim Lebbon »Das Tagebuch von Major Higgins«

Brian Keene: »Ein absolut spannender Roman, der mit halsbrecherischer Geschwindigkeit daherkommt. BERSERK ist alles, was der Titel verspricht, ein Pageturner vom Feinsten!«

Douglas Clegg: »Tim Lebbon ist ein Meister der Phantastik und des Horror, und seine Geschichten sind erschreckend und fesselnd zugleich.«


Tom Piccirilli: »BERSERK hat mich emotional voll gepackt. Mord, Monster und Chaos - Lebbon treibt sie alle auf die Spitze!«

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