Rezension: "Die alte Wassermühle“ von Diana Menschig

Zuallererst möchte ich sagen, dass ich diese „Geisterhand-Reihe“ aus dem Gatsby Verlag so großartig finde, inhaltlich natürlich, aber vor allem auch in optischer Hinsicht. „Die kleine Hand“ (Susan Hill), „Die Drehung der Schreibung“ (Henry James), „Es muss ein Zauber sein“ (Paul Theroux), „Das Gespenst von Canterville“ (Oscar Wilde), „Das Gemälde“ (Susan Hill) Jedes einzelne Buch ist ein absoluter Kracher, egal ob überarbeitete Klassiker-Neuauflage oder frisch geschlüpfter Text. Und damit ist auch schon die Brücke zu Diana Menschigs „Die alte Wassermühle“ gebaut. Adjektive, die für die oben angeführten Romane gelten, die treffen auch zu 100% auf diese Erzählung zu: Kurz, prägnant, atmosphärisch, unheimlich, eingehend, unterhaltsam.


Diana Menschig hat eine wirklich stimmungsvolle, in Bezug auf die schaurigen Komponenten, empfindsame Geschichte ins Leben gerufen, die nicht nur äußerst ambitioniert wirkt (stilistisch und inhaltlich!), sondern auch die idealen Umgebung bietet, um ihre Charaktere einzubetten. Diese hat sie übrigens - man bachte die Dauer der Erzählung - mit jeder Menge Leidenschaft und viel Feingefühl fürs Detail charakterisiert. Gut, die Erzählung hätte man durchaus um einige Passagen verlängern dürfen, wirkt aber in ihrer Kürze mindestens genauso interessant wie eine mögliche Langfassung. Insgesamt darf man sich aber auf eine sehr lebendige, von den Figuren mitgetragene Geschichte freuen, die es - hin und wieder - fertiggebracht hat, den ein oder anderen Gruselmoment zu transportieren. Zu sagen, dass hier die unheimlichen Faktoren überwiegen, wäre zwar etwas zu viel des Guten, Menschig hat aber - wie ich finde - eine gute Mischung gefunden, die den Leser bei der Stange halten und auf Short-Story-Niveau besten entertainen!


Inhaltsangabe:


Plätschernd fließt der Bach dahin, stetig dreht sich das Mühlrad. Genauso soll es sein, genauso ist es seit Jahrhunderten. Nichts deutet darauf hin, dass etwas nicht stimmt, und doch beschleicht Bianca Kornelis ein ungutes Gefühl. Dabei war sie die treibende Kraft, als es darum ging, die alte Mühle zu renovieren und mit der Familie aufs Land zu ziehen – das Café samt kleiner Pension ist ihr Lebenstraum. Nun häufen sich Beschwerden von Gästen, die nachts kein Auge zubekommen. Der Grund: Das Mühlrad quietscht. Zwar hat der Vorbesitzer dringend davon abgeraten, das Rad anzuhalten, aber Bianca und ihr Mann wissen sich nicht anders zu helfen – schließlich geht es inzwischen um nichts weniger als die Existenz der Familie. Die Folgen sind schrecklich: Albträume plagen Eltern, Kinder und Gäste, und Bianca findet sich eines Nachts nach Luft ringend und mit nassen Haaren am Bachufer wieder, in der festen Überzeugung, eine dunkle Macht habe ihren Kopf unter Wasser gedrückt. Welches schreckliche Geheimnis birgt das alte Gemäuer?

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