Rezension: "Seitensprung“ von Jason Starr

Jason Starr ist eine richtige Geheimwaffe, wenn es darum geht, aus einem scheinbar „harmlosen“ Plot, eine authentische, emotionale Geschichte entstehen zu lassen. Dabei hilft ihm nicht nur sein Talent (das er zweifelsohne besitzt), seine für das Genre hochwertige Schreibe, sondern auch die hevorragend gezeichneten Figuren tragen einen erheblichen Teil zu dem Gesamterfolg bei, denn sie besitzen die notwendige Tiefe, die ich bei Charakteren sehen will. Das ist - um ehrlich zu sein - meine ganz persönliche Mindesanforderung. Spätestens nachdem ich den Roman „Dumm gleaufen“ zu Ende gelesen hatte war klar: Jason Starr gehört zu den ganz großen Erzählern im Business und hält sich hartnäckig in meiner persönlichen Top 20.

Er ist außerdem ein extrem feinfühliger Beobachter und der wahrscheinlich aufmerksamste Zeitgenosse, wenn es sich um die Darstellung von Zwischentönen handelt. Diese lassen sich ganz stark in der Ausführung der Dialoge beobachten, die entweder unterschwellig, oder - gegenteilig - sehr direkt in Szene gesetzt werden.


Was den neuen Thriller - „Seitensprung“ - anbelangt, so habe ich eine ganz klare Meinung: Besser kannst du den Leser nicht unterhalten! Ja, wirklich! Es gibt keine lästigen Cliffhanger, keine extra herbeigeführten Twists, keine störenden Lückenfüllerpassagen, die Charaktere sind nicht mit Sympathie vollgepumpt, nur um dem Publikum zu imponieren, die Story ist - in vielerlei Hinsicht -  extrem lesenswert (Stil, Handlung, Figuren,...) und seine unverblümte Art zu schreiben tut ihr übriges. Was mir direkt auffällt: Seine „Thriller“ fühlen sich zu keinem Zeitpunkt reißerisch an, wie es im Genre sehr häufig der Fall ist, sondern sie wirken ausgereift und mühevoll arrangiert, was eher der Seltenheit angehört.


Ich muss aber auch gestehen, dass mir nicht alle seine Bücher vorbehaltlos gefallen, dass liegt keinesfalls am Stil des Autors, den finde ich nämlich großartig, es liegt vielmehr an der Auswahl der Grundhandlung, die sich dann durch das gesamte Geschehen zieht.


Ganz egal: Jason Starr hat mit „Seitensprung“ einen brutal unterhaltsamen Roman vorgelegt, der das Fremdgehen zwar anfangs etwas feiert und lobpreist, es hinterher aber als groteskes Gegenmittel für Eheprobleme verachtet. Auch die Immobilienbranche wird ganz schön aufs Korn genommen und als lügendurchtränkter, profitloser Geschäftszweig dargestellt.


Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Jack Harper steckt tief in einer Midlife-Crisis. Seine Ehe mit Maria ist am Tiefpunkt angelangt, ihr Liebesleben am Ende. Der einzige Lichtblick ist sein Sohn Jonah. Doch dann scheint es für seine Eheprobleme eine Lösung zu geben: eine diskrete Seitensprung-Website. Entgegen seinen anfänglichen Bedenken lässt er sich auf eine Online-Affäre ein und begeht damit den größten Fehler seines Lebens. Immer schneller wird er in eine tödliche Spirale hineingezogen, aus der es kein Entrinnen gibt.

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