„Alle auf Position?“
„Bereit?“
„Und...Action!“
So lautet die simple Devise in Camilla Stens erstem Thrillertitel: „Das Dorf der toten Seelen“.
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, worauf ich meinen Fokus in dieser - etwas zwiegespaltenen - Buchbesprechung lenken soll?! Auf die Charaktere? (Diese tragen schließlich dazu bei, dass eine Story den notwendigen Tiefgang bekommt, sie werten die Erzählung auf/ab, führen durchs Geschehen und sind das Zünglein an der Waage.) Auf die Struktur der Geschichte? (Lässt sich ein sogenannter „roter Faden“ ausmachen, behält die Autorin das Wesentliche im Auge, überpowert sie das Ganze, kann sie den Plot glaubwürdig in eine Story umwandeln, geht ihr eventuell die Luft aus, oder versucht sie erst gar nicht, Risiko zu nehmen, und gibt sich mit einer solider Vorstellung zufrieden?) Oder soll das Augenmerk doch lieber auf dem Inhalt der Geschichte ruhen?
Während ich überlege, sind die letzen Seiten gelesen, die ersten Zeilen geschrieben und die entscheidende Meinung gebildet. Doch so einfach macht es mir Camilla Sten nicht, denn ich bin wahrlich hin- und hergerissen: Einerseits hat mich die Grundidee, das stark ausgearbeitete Setting, die Koexistenz diverser Blair Witch Mythen, sowie die allgemeine Aufbereitung der Story, überaus gut gefallen. Andererseits fehlte mir dennoch der Tiefgang, die Charakterzeichnung blieb (kilometer)weit hinter den Erwartungen zurück und die Zusammenhänge der einzelnen Handlungskomponenten wurden relativ salop konstruiert. Stichwort: konstruiert. Ich hatte leider ständig das Gefühl, die Figuren hätten ihre Selbstständigkeit, ihr Engagement irgendwo zurückgelassen. Etwas wirr, beinahe konfus.
Aber: Trotz angeführter Schwächemomente, bleibt das Interesse um die Handlung dennoch hoch, soll heißen: Die Story hat mich - auch wenn das ganze Gerüst drumherum leicht bröckelt - gut unterhalten. Blendet man die seltsam zusammengewürfelten Figurenkonstellationen aus, nimmt man die Dialoge nicht allzu ernst und versucht man, sich auf die Erzählung zu konzentrieren, dann darf man sich auf gute Unterhaltung freuen. Sucht man den Tiefgang, den hochkarätigen Textaufbau, die fein ausgearbeiten Charaktere, so dürfte man leider nicht auf seine Kosten kommen.
Empfehlung gibt es daher nur bedingt.
Inhaltsangabe:
Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor 60 Jahren verschwanden unter ungeklärten Umständen alle Bewohner von einem Tag auf den anderen. Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist. Mit ihrem Team bricht sie zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot. Wer ist außer ihnen noch in Silvertjärn? Was ist damals passiert? Und vor allem: Werden Sie diesen grausamen Ort lebend verlassen?
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