Rezension: "Wie man Dinge repariert“ von Martin Peichl

Leute, jetzt mal ehrlich: Wer zum Teufel ist Martin Peichl? Was hat er eigentlich für eine Mission? Woher nimmt er diesen völlig umwerfenden Charme? Und WARUM(???) gibt es in diesem Literaturzirkus nicht mehr von seiner zynischen Sorte??? WARUM?


„Wie man Dinge repariert“ ist ein in seiner Form einzigartiges, entwaffnendes, derart authentisches Konglomerat aus Alltagsszenarien, die - in ihren Grundfesten - so unfassbar langweilig sind, dass es einem Himmelfahrtskommando gleicht, sie in derartiger Konzeption aufzuschreiben. Doch Perchl hat es getan. Gnadenlos ehrlich.

Ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er es in dieser bewusst taktlosen Manier umgesetzt hat: All diese unausgesprochenen Dinge, diese Tabu-Thematiken, diese irrwitzigen Verzweigungen im Leben, bringt er überaus deutlich, beinahe extrovertiert zu Papier. Mann, Mann, Mann. Ich habe mich selten so gut amüsiert, habe selten über Belangloseres derart intensiv nachgedacht und mich mit Situationen beschäftigt, die ich ohne diese Lektüre, nicht einmal wahrgenommen hätte.


Als ich schlussendlich über die folgende Textpassage stolperte, konnte ich nicht anders als aprupt abzubrechen, den Stift zur Hand zu nehmen und sie dokumentieren.

Das Verwerfliche an der ganze Misere: Lieber Martin Perchl, du bist mit dieser Meinung nicht allein!!!


„Ich will wissen, ob ich alleine bin mit der Meinung, dass Käpt‘n Iglo unheimlich ist, Käpt’n Iglo mit den Kindern auf seinem Schiff, von denen man nicht so genau weiß, wie sie auf das Schiff gekommen sind und in welcher Beziehung sie zum Käpt‘n stehen. Und ich will wissen, ob ich der einzige Mensch bin, der fest davon überzeugt ist, dass Käpt’n Iglo ein Feeder ist und es nichts Geileres gibt für ihn, als die Kinder mit Fischstäbchen zu füttern und ihnen dabei zuzuschauen, wie sie langsam dick werden. Ich will wissen, ob ich alleine bin.„


Bei all der ganzen Liebschaft um skurrile Nebenerscheinungen, spielt das Drama des Daseins im Allgemeinen, sowie die positiven/negativen Aspekte der Liebe, der stümperhafte erste Sex, die anfänglichen Gehversuche beim Flirten, Saufen, Versagen, der brutale Überlebenskampf mit den eigenen Familienmitgliedern,...DIE zentrale Rolle und umscheichelt die wirklich gelungene sprachliche Ausführung.

Das Schlimmste/Beste an der ganzen Angelegenheit ist die Tatsache, dass man sich in den Ausführungen von Martin Pechl (bedauernswerterweise) wiederfindet und den „Leidensweg“ des Protagonisten nachvollziehen kann.

Egal, ob die Inhalte zur Zufriedenheit der Leserschaft genügen, „Wie man Dinge repariert“ ist für mich der wohl stilistisch ungewöhnlichste Titel, den ich seit langem gelesen habe.


Inhaltsangabe:


Das Leben eines Großstädters in seinen Dreißigern. Eigentlich will er nur seinen Roman fertigschreiben, doch das Leben kommt ihm ständig dazwischen. Sein Beziehungsstatus ist mehr als kompliziert, der tote Vater hinterlässt ihm ein Waldstück, mit dem er nichts anzufangen weiß, und das nächste Bier ist immer etwas zu schnell offen. Aber unterkriegen lässt er sich deshalb noch lange nicht …

Martin Peichls Roman ist das sympathische Porträt einer Generation, die sich weigert, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Leider steht ihr die Sehnsucht nach Normalität dabei manchmal im Weg.


Pressestimmen:


»… Es gibt Romane, die muss man mehrfach lesen. Martin Peichl hat mit ›Wie man Dinge repariert‹ ein Buch geschrieben, das in diese Kategorie fällt. Einmal sollte man es wie im Rausch lesen, ein weiteres Mal mit all der Zeit, die Peichls verdichtete Prosa benötigt, um all die Nuancen und Bedeutungen zu entlarven, die in den Worten stecken.« (Begründung für die Nominierung zur Shortlist des Das Debüt-Literaturpreises)


»Gut möglich, dass hier alles Schreiben nichts anderes als eine willkommene Ablenkung ist vom Unvermögen, den eigenen Roman fertigzustellen, auf den eine Verlagslektorin wartet. Und den die Leserin schon längt entzückt in der Hand hält.« (Senta Wagner, Buchkultur)


»So fatal der zeitdiagnostische Befund über eine selbstreferenzielle Generation ausfällt, die ihre eigenen Sehnsüchte und Bedürfnisse lieber verleugnet, als die eigene Coolness und (vermeintliche) Unabhängigkeit Preis zu geben, so lesenswert ist dieses intelligente und humorvolle Romandebüt!« (Veronika Hofeneder, Buchmagazin Literaturhaus Wien)


»Peichls fast schon lyrische Prosa (›Ich müsste die Episoden nur ohne nostalgisches Pathos erzählen, ganz kühl und wie Pulverschnee müsste die Sprache sein‹) ist bildstark« (Dominika Meindl, Falter)


»Besonders glücklich ist der Protagonist mit seinem kaputten Leben nicht. Besonders erfolgreich beim Reparieren auch nicht. Und das macht den Roman so gut. Er entwickelt einen Sog, ähnlich dem Strudel der Enttäuschungen, aus dem der Protagonist nicht entkommt. Ein sprachlich verspielter Strudel, in dem das Reparieren-Wollen und das Am-Reparieren-Scheitern immer neue Kreise ziehen.« (Thibaud Schremser, SR2)


»Irgendwo schreibt er: ›Ich würde gerne weniger über Sex schreiben, aber Sex ist die einzige Metapher, die ich beherrsche.‹ Nein, er beherrscht auch andere Methaphern.«

(Zita Bereuter, FM4)


»Martin Peichl ist ein Literat, der die Popkultur mitbringt … ›Wie man Dinge repariert‹ ist heuer bei der Edition Atelier erschienen und hat den Schweizerhaussitzern und Oktoberfestfeisten ihre hegemoniale Position in der Politik des Biertrinkens entrissen.«

(Yasmo, Ankündigung Popfest)


»Im Karlsgarten macht er dem Popfest-Publikum Auszüge aus seinem im Februar erschienenen Debütroman ›Wie man Dinge repariert‹ schmackhaft, in dem es um eine zwischenmenschliche Halb-Beziehung geht, die man wahrscheinlich gar nicht mehr reparieren kann. … Die Worte sind schwer am Popfest-Sonntag, aber umso wichtiger.«

(Michaela Pichler, FM4)


»Komplizierte Liebesbeziehungen, nicht vollendete Romanprojekte – nein, im Reparieren und Fertigstellen ist dieser Protagonist wirklich kein Experte. Er ist Mitte 30 und hat in diesem wunderbar zu lesenden Roman mehr Fragen als Antworten …«

(Cornelia Wolter, Westdeutsche Allgemeine Zeitung)


»Ziemlich lässig schildert der Roman-Debütant Peichl … die (oft gar nicht so schlimmen) Nöte eines Mitt-Dreißigers, der eigentlich einen Roman schreiben möchte. … Eigentlich ist das Kreisen ums Schreiben ja schon längst ausgelutscht. Doch dem Beziehungsabenteuerlichen ist ein origineller Kniff gelungen, die Spielerei mit der angeblichen Unfähigkeit, Sinnhaftes zu Papier zu bringen, immer wieder aufzuspießen.«

(Rupert Sommer, in Stadtmagazin München)


»Martin Peichl wird der zeitgenössischen Literatur zugeordnet, wobei diese Begrifflichkeit im Vergleich zu seinem Schreibstil ziemlich altbacken wirkt … Peichls Stil ist vielmehr als Referenz für moderne Literatur zu sehen.« (Gerald Muthsam, Niederösterreichische Nachrichten)


»Peichls Roman ist ein Sammelbecken an Beziehungen, die sich sperrstundentechnisch schon länger jenseits des dritten Reparaturseidls befinden und deren Hände nichtsdestotrotz zum Flaschenöffner greifen.«

(Katherina Braschel, &Radieschen)


»›Wie man Dinge repariert‹ ist ein Buch voll Sehnsucht und Leidenschaft, voll Poesie und Trennungsschmerz, voll Tiefgründigkeit und formaler Verspieltheit, voll Witz und Waldviertel, voll bitter-süßer Erinnerung und bissiger Gegenwartsanalyse, voll Verlust und mit diversen Getränken vorübergehend aufgefüllten Leerstellen …« (Markus Köhle, DUM)


»Martin Peichl ballert in seinem Debütroman Sätze raus, die inhaltlich und formal solche Perlen sind, dass ich sie mir gerne in Übergröße ausdrucken und als Wandtattoo übers Bett kleben würde …«

(Lisa-Viktoria Niederberger, mosaik)


»Der selbst an einem Roman schreibende Ich-Erzähler lässt das Lesepublikum mehr als nahe an seine innenseelische Befindlichkeit, seine Selbstzweifel, Leidenschaften und Krisen heran – die bereitwillig auch die Schwächen eines Mannes mit Mitte Dreißig offenbaren; dafür findet Martin Peichl ein facettenreiches, vielschichtiges und äußerst präzises sprachliches Instrumentarium.«

(Petra Ganglbauer, BÖS)


»Martin Peichl spendiert Gedichte auf Bierdeckeln, spricht ausführlich über seinen innen und außen schönen, schönen Debütroman Wie man Dinge repariert (Edition Atelier 2019) und setzt mit dessen kurzer Fortsetzung noch eins drauf.« (Senta Wagner, Hotlistblog, Interview & Text)


»Sehr eindrucksvolles Bild einer jungen, vielleicht auch orientierungslosen Generation. Sehr empfohlen.« (Gabriele Fachinger, ekz)


»… das alles in einer überaus präzisen Sprache, die viel Poesie offenbart und die Gedanken und Erzählungen des Protagonisten so sehr auf den Punkt bringt, dass es eine reine Freude ist.« (stadtbekannt)


»Der kluge Wortwitz, die Lebensnähe, die Art, die Dinge nüchtern zu betrachten laden zum Lesen ein, der Sprachstil fesselt. Eine klare Empfehlung für jedes Buchregal.«

(Oliver Bruskolini, zugetextet.com)


»… das Ganze wird in einer Reihe von poetisch schönen Geschichten erzählt, wo man gar nicht nachkommt, die schönen Sätze und Formulierungen aufzuschreiben und zu unterstreichen.« (Eva Jancak, Literaturgeflüster)


»Dieses Debüt ist anspruchsvoll, erfrischend anders und überzeugt durch eine fast poetisch wirkende Schreibweise, die trotzdem absolut ehrlich und unverblümt daherkommt.«

(Tanja Geyer, Lesen und mehr)

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