Rezension: "Der Fluch von Carrow House“ von Darcy Coates

Es geht doch nichts über einen gepflegten Haunted House Roman, oder?


Der Festa Verlag hat sich über die vielen, vielen Jahre ein starkes Standing im Genre aufgebaut, jede Menge hervorragende Horror-Titel produziert und lässt mittlerweile eine derart breitgefächerte Rubriken-Vielfalt auf den Konsumenten los, das man nicht umhin kann, als den Damen und Herren zu gratulieren. Mal ganz abgesehen von der herausragenden Qualität der Bücher, bzw. von der mühevollen Arbeit, limitierte Sondereditionen und exklusive Vorzugsausgaben aus dem Boden zu stampfen. Denn: Alle nenneswerten nationalen, wie internationalen Autoren/Autorinnen aus dem Horror-Zirkus, treffen sich bei Festa. 


Jetzt zum Carrow House:


Horrorromane sind für mich zumeist mit zweierlei Problemen behaftet: 1. Viele Autoren setzen - zumeist - alles auf einen Karte, wollen die Leserschaft schnell beeindrucken, schockieren, beinahe im Gruselbad ersticken, werfen mit Haunted House Stereotypen um sich, und vergessen aber dabei, sich um ein „alles entscheidendes“, ungelüftetes Geheimnis zu kümmern, das die gesamte Lesestrecke aufrecht gehalten werden müsste. 2. Die Authentizität der Protagonisten muss stimmen! Es gibt in diesem Fall nichts Schlimmeres, wenn sich die Leserschaft an unausgegorene, halbfertige Charaktere klammern muss, die nicht bereit sind, Weiterentwicklungsprozesse in Kauf zu nehmen und ursprünglich dazu dienen, die ganze Belegschaft durchs Programm zu führen.


Darcy Coates bedient sich zwar ebenso aus der altbekannten Klischeeschublade, allerdings gibt es hier einen kleinen aber feinen Unterschied: Sie tut dies mit dem größtmöglichen Respekt fürs Genre und lässt ihren Plot äußerst charmant in Erscheinung treten. Außerdem hat sie ein feinfühliges Händchen für die Inszenierung ihrer liebenswerten Hauptfigur, Faktoren, die leider viel zu häufig ins kalte, staubige Hinterzimmer verbannt werden.


Bereits zahlreiche Autoren vor Darcy Coates haben nichts ahnenende Touris in die (paranormale) Vorhölle - in Form eines verlassenen, ruinierten Herrenhauses - gelockt. Daher lässt sich wohl ableiten, dass die Autorin es in puncto Storyaufbau verdammt schwer hatte, da man - völlig unbewusst - immer wieder den Vergleich zu ähnlichen Kompositionen sucht.

In Anbetracht dessen, darf man der Amerikanerin aber ein großes Lob aussprechen, denn: Obwohl dieses Thema medial bereits vielfach behandelt, am Filmemarkt geradezu ausgeschlachtet wurde, hat sie es geschafft, eine konstant atmopshärische Gegebenheit zu schaffen, die bei mir einen überaus positiven Eindruck hinterlassen hat.

Wie bereits oben erwähnt, ist ihr auch die Charakterisierung der Hauptfigur bestens gelungen (Sie ist in ihren Handlungen nicht überzeichnet, hat Charme, überzeugt mit einer gewissen - in den Grundzügen verankerten - Naivität. Ich liebe das!)


Man könnte also sagen: Darcy Coates hat sich ein altbewährtes Storykonzept geschnappt und es mithilfe von unheimlichen, klischeehaften Einschlägen aufgemotzt, sodass am Ende ein durchwegs atmosphärischer Titel übrig bleibt, der humane, zugängliche Charaktere beinhaltet, aber auch inhaltlich, reichlich an Zündstoff bietet. Ein quasi Allseitiges-Sorglospaket der Haunted House Fraktion, das bestens unterhält und sogar die ein oder andere Finesse aus dem Ärmel zieht!


Inhaltsangabe:


Remy arbeitet als Tourguide in Carrow House. Sie führt Menschen durch das berüchtigte Spukhaus und erzählt ihnen von den Geschehnissen, die sich einst in diesen Mauern zutrugen. 

Als eine Reisegruppe für eine ganze Woche einen Aufenthalt bucht, um die unheimlichen Phänomene zu untersuchen, hofft Remy, selbst endlich einige zu erleben. Und tatsächlich: Nach einer Séance nimmt die paranormale Energie so weit zu, dass Fenster zerbrechen und gespenstische Erscheinungen durch die Flure schreiten. 

Dann stirbt einer der Gäste und Remy zieht die Möglichkeit in Betracht, dass der Geist des einstigen Eigentümers noch in den Hallen weilt: John Carrow. Und der war ein irrer Serienmörder…

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