Rezension: "Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens Petite, besser bekannt als Madame Tussaud“ von Edward Carey

Wer ist/war Madame Tussaud? Schon klar, jeder kennt ihr (welt-)berühmtes Wachsfigurenkabinett, aber welche Person verbirgt sich hinter der Maskerade? Wer ist diese mysteriöse Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jede erdenkliche, elementare, tot oder lebendige Persönlichkeit in Wachs zu verwandeln? Und warum hat sie das überhaupt getan, was waren Ihre Beweggründe? Jux und Tollerei? Oder steckt möglicherweise ein manifester Plan dahinter?


Es ist wirklich schön zu erleben, wenn im Vorfeld aufgetauchte Fragen sich schlussendlich in klare, definierte Antworten verwandeln. Dieses Erlebnis hatte ich nach Beenden dieser Lektüre, die einen höchst sonderbaren Namen trägt:


„Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens PETITE, besser bekannt als Madame Tussaud“


Kaum auszudenken, wie intensiv sich Edward Careys Leidenschaft für das Thema anfühlt, wie stark sich die Liebe zur Figur entwickelt, und wie mühevoll - aber auch schön - sich die Recherchearbeit gestaltet haben muss, betrachtet man den gesamten Inhalt unter detailreichen, mikroskopischen Aspekten.

Erst wenn man den oberflächlichen Charakter eines Unterhaltungsromans abgekratzt hat, wird die feingliedrige, historische Komponente, die darunter liegende Schicht einer Dokumentation, sowie die Memoiren-Beschaffenheit einens Vollblut-Künstlers freigelegt!

Hinzukommt, dass die vielen ausdrucksstarken Illustrationen, die übrigens von Carey selbst stammen, dafür sorgen, die einzelnen Lebensphasen der Protagonistin besser zu begreifen und sich noch einfühlsamer in die Geschichte einleben zu können.

Eine wunderbare Kombination aus gemischten visuellen Reizen, die - in Bezug auf das Interesse der Leser - überaus unterstützend auftreten.


Es lässt sich also bestimmen: Edward Carey hat dieses sonderbare und zugleich bewundernswerte Leben einer unterschätzten Figur, die kompakte Darstellung des späten französischen 18. Jahrhunderts derart authentisch und sympathisch in den Fokus gerückt, dass es eigentlich kaum zu glauben ist, dass der Autor die Geschichte bloß nacherzählt, und nicht selbst anwesend war.

DAS sind genügend Anzeichen dafür, dass Carey seine (Recherche-)Arbeit rund um „Madame Tussaud“ mehr als bravourös erledigt hat. Ein kleines Vorzeigewerk, wie die Verschmelzung zwischen Fakt und Fiktion, Erzählung und Dokumentation, subtiler Komödie und Dramaturgie zu funktionieren hat. Sehr beeindruckend!


„Fünfzehn Jahre habe ich wie wild recherchiert, geschrieben und gezeichnet für diese Geschichte einer winzigen Frau, die in Versailles in deinem Kleiderschrank gelebt und die berühmtesten Köpfe der Französischen Revolution in der Hand gehalten hat - nachdem sie von ihren Körpern getrennt worden waren.“ (Edward Carey)


Inhaltsangabe:


1761 wird ein winziges Mädchen namens Marie Grosholtz im Elsass geboren. Nach dem Tod ihrer Eltern wird sie Gehilfin des exzentrischen Wachsbildners Doktor Curtius in Bern, der sie mit nach Paris nimmt, wo sie mit der dominanten Witwe Picot und ihrem stillen Sohn Edmond in einem leerstehenden Affenhaus Quartier beziehen. Sobald sie das Gebäude in einen Ausstellungsraum für Wachsfiguren und Wachsköpfe verwandelt haben, wird ihr Handwerk zur Sensation und führt Marie bis an den Königshof in Versailles. Das Geschäft mit den Wachsköpfen berühmter und berüchtigter Zeitgenossen, großer Philosophen und notorischer Verbrecher blüht. Doch in Paris werden die Paläste gestürmt und das Volk verlangt nach Köpfen – genau das, was die Wachsbildner liefern! 

Der zauberhafte, mit vielen Zeichnungen Careys versehene, feinsinnige und lebenspralle Roman erzählt die abenteuerliche Geschichte der Frau, die als Madame Tussaud zu Weltruhm gelangte: Eine unschuldig-weise kleine Madame Courage zwischen Philosophen und Häftlingen, Helden und Schurken, die sie allesamt in Wachs zu fassen vermochte.


Pressestimmen:


"Ein einzigartiger Roman mit einer ungewöhnlichen und überzeugenden Stimme, reich an trockenem Humor und chirurgisch-präziser Beobachtung. [...] Ein absolutes Lesevergnügen." (A.L. Kennedy)


"Dickens und David Lynch? Defoe trifft Margaret Atwood? Urteilen sie selbst." 

(Gregory Maguire, Autor von "Wicked")

"Verpassen Sie nicht dieses charmant-exzentrische Buch von Edward Carey, von der berühmten Madame Tussaud selbst erzählt, über ihr merkwürdiges Leben und ihre Zeit, einschließlich der auch für sie beinahe tödlichen Französischen Revolution, der Hauptsaison für Köpfe!" (Margret Atwood)

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