Rezension: "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ von Stuart Turton

Debütant Stuart Turton hat fünf Dinge absolut richtig gemacht:

  1. Er hat DEN Plot des Jahres geschaffen!
  2. Er hat sämtliche Genregrenzen zum explodieren gebracht!
  3. Seine Figuren sind allesamt großartig konzipiert!
  4. Er bringt den Mut auf, mit schriftstellerischen Effekten nicht gerade sparsam umzugehen und trifft damit aber völlig ins Schwarze! (Er wird dabei dem Leser gegenüber niemals aufdringlich!)
  5. Er hat es geschafft, auf knapp 600 Seiten, pure Unterhaltung entstehen zu lassen.

Zugegeben: Was auf den ersten Blick wie eine standardisierte, klischee- und attitüdenhafte Kriminalgeschichte anmutet, entpuppt sich im Laufe des Handlungsfortschrittes als moderne, anmutige, zynische Erzählung, die ich ehrlicherweise nicht für möglich gehalten hätte. Schon gar nicht als Debütroman.

Man muss schon zugeben, dass das Krimi-Genre in den letzten Jahren eher in die Seitwärtsbewegung tendiert, wenn nicht gar auf der Stelle trabt, da ist es überaus erfrischend, einen derart krassen, eigenwilligen Außenseiter erleben zu dürfen.

Fairerweise muss ich an dieser Stelle anmerken: Selbst wenn Stuart Turton dieses Werk - inhaltlich wie stilistisch - vollständig in den Sand gesetzt hätte, könnte ich der Geschichte ihre positiven Elemente noch abgewinnen, so stark finde ich die Ausgangslange dieses mehr als ungewöhnlichen Romans:

Wir haben einen Maskenball im Hause Hardcastle, einen Mord der sich ständig wiederholt, einen Protagonisten der in den Körpern der anderen umherstreift und als unfreiwilliger Ermittler auftritt, und wir haben ein atmosphärisches, vorzeigbares Setting, das im Grundsatz seines Daseins nicht britischer hätte sein können.

 

Dieses mit dem ‚Costa First Novel Award 2018’ ausgezeichnete, in 25 Ländern veröffentlichte Erstlingswerk von Stuart Turton wurde derart einzigartig, speziell, fast schon akribisch in Szene gesetzt, sodass es mir mit Sicherheit noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird, denn: Ich habe eine derartige Konstruktion - bis dato - noch nicht erleben dürfen.

Viele der altbekannten/altbewährten Krimi-Komponenten („Altertümliche“ Sprachausführung, parallel laufende Handlungsstränge, attitüdenhafte/vom Leben gezeichnete Charaktere,...), die wir an dem klassischen Genre so sehr lieben, hat der Autor gut instandgesetzt, in ein sprachlich etwas moderneres Konzept verwandelt und mit vielen neuartigen inhaltlichen Elementen versehen. Aber Vorsicht: Nach ca. 120 Seiten beginnen die Handlungstränge flexibel zu werden, Turton entfernt sich bewusst vom klassisch roten Faden und greift scheinbar erledigte Teile der Story wieder auf. Dies könnte eventuell etwas für Verwirrung sorgen, man sollte sich dadurch aber keinesfalls aus der Ruhe bringen lassen.

 

Fazit:

 

Um es kurz zu machen: Dieser Kriminalroman sprüht förmlich vor Intelligenz. Er ist nicht nur sprachlich hervorragend, sondern auch inhaltlich mit größtmöglicher Finesse konzipiert! Am Ende bleibt eine äußerst intensive, dichte erzählte Geschichte zurück, die - wie schon so oft zuvor - von den handelnden Charakteren positiv beeinflusst und von der grundsoliden Ausgangslage der Handlung getragen wird.

Auch die sprachlichen Ambitionen des Autors möchte ich hier nicht unkommentiert lassen, schließlich hat er für seine literarische Cluedo-Partie, einen angemessenen Ton getroffen, der die Handlung stets umschmeichelt und dadurch die Intensität der Erzählung um ein Vielfaches verstärkt. Ebenfalls positiv zu erwähnen, ist die in den Buchdeckeln eingebaute „Landschaftskarte“, die sowohl den Außenbereich von Blackheath, als auch das bewohnbare Innenleben der Familie Hardcastle veranschaulichen soll. Diese Darstellung soll dazu dienen, ein genauers Bild der Umgebung zu erhalten und sich mit den handelnden Charakteren vertraut zu machen. Eine großartige Idee, um die vielzähligen Figuren stets im Augen zu behalten.

 

Der „Daily Express“ bringt die Sachlage kurz und knapp auf den Punkt: „Stellen Sie sich darauf ein, dass dieses Buch Sie völlig umhauen wird ... ein berauschendes Verwirrspiel und ausgesprochen originelles Leseerlebnis«

 

Da dieser Kriminalroman in seiner Konzeption und Komplexität einzigartig erscheint, die Figuren einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, die Handlung immer wieder zu verblüffen weiß, komme ich nicht umhin, als eine absolute Kaufempfehlung auszusprechen.

 

Inhaltsangabe:

 

Ein Maskenball auf einem herrschaftlichen Anwesen, ein mysteriöser Mord, der sich jeden Tag aufs Neue wiederholt, und ein Zeuge, der die Tat immer wieder durch fremde Augen sieht. Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle ist ein teuflisch spannender, raffiniert komponierter Kriminalroman, der Sie vergessen lässt, was Sie je über Detektivgeschichten zu wissen glaubten. 

 

Familie Hardcastle lädt zu einem Ball auf ihr Anwesen Blackheath. Alle Partygäste amüsieren sich prächtig, doch dann beendet ein fataler Pistolenschuss den ausgelassenen Abend. Evelyn Hardcastle, die Tochter des Hauses, wird tot aufgefunden. Unter den Gästen befindet sich jemand, der mehr über diesen Tod weiß, denn am selben Tag hat Aiden Bishop eine seltsame Nachricht erreicht: »Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus.« Tatsächlich wird Evelyn nicht nur ein Mal sterben. Bis der Mörder entlarvt ist, wiederholt sich der dramatische Tag in Endlosschleife. Doch damit nicht genug: Immer, wenn ein neuer Tag anbricht, erwacht Aiden im Körper eines anderen Gastes und muss das Geflecht aus Feind und Freund neu entwirren. Jemand will ihn mit allen Mitteln davon abhalten, Blackheath jemals wieder zu verlassen … 

 

Pressestimmen:

 

»Komplex, faszinierend und verblüffend … Ein erstaunlich ausgefeiltes Debüt.« (The Times)   

 

»Was für ein Vergnügen, sich von diesem Buch in die Irre führen zu lassen.« (Guardian)

 

 

»Dieses Buch verdient es, ein echter Hit zu werden … Unvergleichlich unterhaltsam und spannend.«

(Sunday Express)

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