Wusstet ihr, dass der Mensch im Durchschnitt rund 2 Quadratmeter Haut besitzt und sie dadurch das größte und stärkste Organ des menschlichen Körpers darstellt?
Habt ihr schon mal was von Mechanorezeptoren, Nozizeptoren, Barrel-Kortex oder Vibrissen gehört? Nicht? Gott sei Dank, dann bin ich wenigstens nicht der einzige Mensch auf Erden, der Bildungslücken ohne Ende hat.
Aber dank Neurowissenschafler/Illustrator Dr. Matteo Farinella weiß ich nun, dass Merkel, Meissner, Ruffini und Vater-Pacini dafür zuständig sind, unterschiedliche Berührungsempfindungen wahrnehmen zu können. Außerdem weiß ich, dass Faden-, Blatt-, Wall-, und Pilzpapillen die Aufgabe haben, Geschmack und Textur einer Speise an das Gehirn weiterzutransportieren.
Denn in seinem neuen Buch „Die Sinne“ führt er wieder äußerst charmant, spielerisch und vor allem sehr beherzt durch die Welt der mysteriösesten Mechanismen des menschlichen Körpers.
Um ehrlich zu sein bin ich keineswegs verwundert, dass Matteo Farinella mit diesem Konzept, wissenschaftliche Fakten in einen unterhaltsame Comic-Darstellung umzubauen, umzugehen weiß, schließlich hat er dies in seinem Vorgänger „Das Gehirn“, meisterlich unter Beweis gestellt.
Dennoch tauchen hier abermals die Fragen auf:
Was darf/muss ich hier bewerten?
Sind die Figuren relevant?
Welche Rolle spielen die Illustrationen?
Oder ist es lediglich von Belangen, die Richtigkeit der wissenschaftlichen Ausführungen und deren Einbindung ins Konzept unter die Lupe zu nehmen?
Wie bereits in meiner Buchbesprechung zu „Das Gehirn“ erwähnt, bin ich überaus fasziniert, dass man die Funktionalität, das Zusammenspiel, kurz: die Komplexität der Organe derart unterhaltsam dem Leser näherbringen kann, ohne sich dabei aber in wissenschaftlicher Fachsimpelei zu verstricken. Die vereinfachte Darbietung eines in schwarz-weiß produzierten Comic-Romans dient außerdem dazu, den Leser bei Laune zu halten und die Inhalte im Langzeitgedächtnis zu verankern. Ich persönlich finde es vom Kunstmann Verlag unfassbar zugänglich (und zugleich mutig), sich dieses doch etwas eigenwillige Konzept ins Haus zu holen. Man tritt damit eigentlich nur den Beweis an, dass sich Informationsweitergaben und Entertainment-Faktoren bestens miteinander kombinieren lassen und sorgt dafür, dass Sachliteratur ganz klar in die Rubrik der Unterhaltungsschiene gehört.
Wer also einen Bogen um die gängige, teils öde Sachbuchlandschaft machen möchte, sich in der komprimierten, optisch hervorragend konzipierten Variante wohler fühlt, dem seien die Zugänge von Dr. Matteo Farinella sehr ans Herz zu legen.
Von meiner Seite gibt es eine ganz klare Empfehlung!
Inhaltsangabe:
Dieses so vergnügliche wie verständliche Buch macht mit den wichtigsten neurowissenschaftlichen Fakten, dem aktuellen Wissensstand und den bahnbrechenden Erforschern der fünf Sinne bekannt – in erhellenden Bildern, die auch wissenschaftliche Neulinge entzücken werden … Tasten, schmecken, riechen, hören, sehen – dieses Buch ist ein Kurztrip in die wunderbare Welt der Sinne. Auf dem Weg begegnet man den vier Mechanorezeptoren des Tastsinns, sieht sich die Geschmacksknospen aus nächster Nähe an, erkundet die Verknüpfung von Gerüchen mit Erinnerungen und lernt die Kraft der Pheromene kennen. Staunend versteht man die komplexe Funktionsweise des Gehörs und erfährt, wie optische Täuschungen die Sehzellen unserer Augen überlisten und sie Dinge sehen lassen, die gar nicht da sind. Dr. Matteo Farinella, promovierter Neurowissenschaftler und Illustrator aus Leidenschaft, ist ein Spezialist der fröhlichen und der schönen Wissenschaft – und so gelingt es ihm spielend, vielschichtige Sachverhalte auf humorvolle, detailreiche und höchst zugängliche Weise auch denjenigen zu vermitteln, die mit Wissenschaft eigentlich nicht so viel anfangen können.
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