„Alles, was folgt, beruht auf tatsächlichen Ereignissen mit echten Menschen. Nichts ist verändert worden. In Finnland scheint immer die Sonne“.
Dieser von Tuomainen im Vorfeld aufgestellte Absatz lässt wunderbar darauf schließen, dass man auf den kommenden 360 Seiten - unter anderem - mit humorvollen Einschlägen zu rechnen hat. Aber keine Sorge: Er prügelt keinesfalls rückhaltlos auf die Leser ein, sondern dosiert seine Schwarzhumorigkeit charmant und äußerst sinnvoll. Schnell wird klar: Tuomainen hat einen Plan! Einen ziemlich guten sogar!
Spätestens beim ersten kaltblütigen Mord bleibt einem das Lachen sprichwörtlich im Hals stecken. Der abrupte Umbruch tut der Geschichte und den handelnden Charakteren aber wahnsinnig gut, so kommen die herbeigeführten Genres-Twists besser zur Geltung und die Figuren müssen sich gezwungenermaßen aufraffen, vom Autor formen lassen, Ecken und Kanten beweisen, kurz: Sie müssen den Arsch hochkriegen, um für die nächsten beiden Teile des Buches gewappnet zu sein. Diesen schwierigen Spagat zwischen Figuren-Einführung, Kennenlernen, Integration bis hin zur schlussendlichen Formung der Charaktere, ist dem crazy Finnen verdammt gut gelungen. Das lässt sich deutlich herauslesen,...das lässt Tuomainnen den Leser ganz klar spüren.
An dieser Stelle darf/muss ich mich wieder einmal selbst zitieren, denn Teile aus einer vorherigen Buchbesprechung treffen das literarisch Wesen des Autors gut:
„Jetzt mal ganz ehrlich: Ich habe schon wirklich viele schwarzhumorige, skurrile Geschichten über das Leben, den Tod, das Sterben und das Leben nach dem Tod gelesen, aber was der finnische Bestsellerautor Antti Tuomainen mit diesem ohnehin schon reizüberflutenden Plot anstellt, ist - schlichtweg - „nicht von dieser Welt“. Warum? Es sind diese klamaukhaften Passagen, diese tragikkomischen Sätze, diese bunten Gedankengänge des Autors,...im Allgemeinen: all jene Elemente, die einem zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregen, nicht zuletzt die zwerchfellattakierenden Dialoge, die diesen Roman in eine ganz, ganz eigene Liga katapultieren.
Und: Tuomainen hat es geschafft, seinen ganz eigene Sound zu definieren: Kurze, prägnante, pointierte Sätze zu formen, die lakonische Schreibe konstant aufrecht zu erhalten, „dialoglastig“ zu bleiben,...
Bei all der inhaltlichen Faszintion, nicht zu vergessen: Tuomainens „totkranken“/vergifteten Protagonisten, der durch seine etwas schrullige Art der Positionierung, sich von der Konkurrenz im Genre deutlich abhebt. Und obwohl man mit dieser hoffnungslosen Figur mitfiebert, mitleidet,...beschäftigt den Leser eigentlich nur die Frage: Wie viel Zeit bleibt ihm eigentlich noch??? Die Antwort gleicht einem Todesurteil.“ (Rezensions-Auszug von „Die letzten Meter bis zum Friedhof“)
Meine persönliche Einstellung/Meinung zu Antti Tuomainens Art und Weise, einen skurrilen Plot zu einem noch skurilleren Handlungskonstrukt umzubauen, hat sich durch „Palm Beach, Finland“ - in mehrfacher Hinsicht - bestätigt, ja ich würde sogar sagen „um ein Vielfaches verstärkt“! Der Humor ist da wo er sein sollte, keine Figur stirbt an einer Überdosis davon, die Dialoge funktionieren, der Leser wird durch leichte, klug inszinierte Krimiansätze bei Laune gehalten, die Handlung hat viele positive Überraschungen zu bieten. Alles wunderbar.
Wenn dieser Finne in solcher Qualität weiterschreiben sollte, wird er bald als Bestsellerlisten-Dauergast auftreten. Mit Sicherheit.
Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung!
Inhaltsangabe:
Eine Kleinstadt im finnischen Nirgendwo. Der neue Investor hat den Ort in "Palm Beach, Finnland" umgetauft, warum auch nicht? Alles erinnert an "Miami Vice" und "Baywatch": Die Namen der farbenfroh überstrichenen maroden Hütten, die hautengen Badeanzüge der Rettungsschwimmer, das überdimensionale Werbebanner am Ortseingang. Davon abgesehen unterscheidet sich das Küstennest kaum von den anderen traurigen Badeorten der Umgebung.
Olivia Kosk ist nach gescheiterter Ehe gerade erst zurückgekehrt, um als Surflehrerin neu anzufangen, als sie einen fremden Mann in ihrer Küche auffindet. Ermordet. Obendrein auf ziemlich unschöne Weise.
Weil die Polizei vor Ort den Fall nicht lösen kann, wird Jan Nyman, verdeckter Ermittler der finnischen Polizei, in das kuriose Ferienparadies entsandt. Getarnt als urlaubender Mathelehrer soll er herausfinden, was sich tatsächlich zugetragen hat. Sein Chef hat ihn zu einem Surfkurs bei Olivia verdonnert, der Hauptverdächtigen, und Nyman spürt schnell, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt. Dass sie dringend Geld für die Renovierung ihres Hauses benötigt, rückt Olivia allerdings in ein ziemlich zweifelhaftes Licht. Aber Geldsorgen haben in Palm Beach, Finnland anscheinend alle. Und dann tritt auch noch ein Auftragskiller auf den Plan. Es ist der Bruder des Toten aus Olivias Küche. Und er will sich rächen.
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