Jetzt mal ernsthaft: Wie rezensiert man denn bitteschön einen 70seitigen Titel in Prosaform, der als angehauchtes „Theaterstück“ (eigentlich viel zu kurz dafür!) auftritt und zu 70% aus Illustrationen besteht? Grundsätzlich: Ein beinahe unmögliches Unterfangen.
In diesem ganz speziellen Fall gestaltet sich das Vorhaben aber viel leichter als gedacht, da diese kunstvoll gestaltete Dialog-Novelle sehr kompakt, bodenständig, zum Nachdenken anregend konzipiert wurde und in Kombination mit den etwas zurückhaltenden, authentischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, schließlich auf voller Länge zu überzeugen weiß.
„Der Höllenhund“ fühlt sich wie eine
märchenhafte Parabel an, die typisch dem Genre, mit erhobenem Zeigefinger arbeitet, von menschlicher Moral erzählt, den Leser tadelt, und ihn nach Beenden der Lektüre belehrend zurücklässt, ganz im Stile der von Grimm zusammengetragenen Geschichten.
Doch wer glaubt, dass Friedrich Karl Waechter bloß ein Geschichtenerzähler, ein quasi verharmlosender Moralapostel war, der irrt gewaltig. Denn gesellschaftskritische Gesichtspunkte, Doppeldeutigkeiten, den Verkauf der eigenen Seele, Gehässigkeiten, Boshaftigkeiten, Mordgelüste und selbstgerechte Pakte mit dem Teufel sind in diesem Buch stets allgegenwärtig. Dass mir beim Lesen sofort Parallelen zu Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ aufgefallen sind, ist kaum verwunderlich, wenn man die hinterlistige Brutalität der Handlung etwas genauer unter die Lupe nimmt.
Unabhängig davon, ob es sich hierbei um ein Rezensionsexempar handelt oder nicht, bin ich der festen Überzeugung, dass sich dieser Titel hervorragend als (Weihnachts)-Geschenk eignet. Denn nicht nur die optische Komponente macht hier einen herausragenden Eindruck, auch der Inhalt mit seiner etwas speziellen, hochtrabenden Ausführung, dürfte im Kopf der Leser hängen bleiben. Arrivierte Leser werden mit diesem Titel ganz bestimmt ihre Freude haben.
Um ehrlich zu sein, habe ich mich in diese großartige Geschichte, in diese wunderschöne Ausgabe verliebt und kann sie euch wärmstens empfehlen!
Kein Wisch kein Wasch
Kein Schnipp kein Schnapp
Ne Klimpertasch
Bis an sein Grab
Nach sieben Jahren ist er frei
Doch vorher kommt
Sein Tod herbei
Ich schätz, mein neuer Höllenhund
Fährt mir recht bald schon in den Höllenschlund
Kein Wisch kein Wasch
Kein Schnipp kein Schnapp
Ne Klimpertasch
Bis an sein Grab
Inhaltsangabe:
F. K. Waechter gehört zu den erstaunlichsten und vielseitigsten Künstlern seiner Zeit. Wunderschön sind seine preisgekrönten Bilderbücher, humorvoll und pointiert seine Cartoons. Doch mit diesem beeindruckenden Dokument aus dem Nachlass sprengt Waechter noch einmal alle Genregrenzen und wird den Leser begeistern mit seiner dunklen und einprägsamen Fabel vom Höllenhund.
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