H. G. Wells ist/war einer jener Autoren, die das Genre und die Revolution des Science Fiction Romans entscheidend mitgeprägt haben. Ohne jeden Zweifel. Seine Geschichten wie „Der Unsichtbare“, „Die Zeitmaschine“ und (nicht zuletzt) „Krieg der Welten“ sind definitiv eindrucksvolle, subtile Sinnbilder einer längst verdrängten, aber keinesfalls vergessenen Zeit.
Wie bereits im Vorwort von Prof. Thomas Allan Shippey erwähnt, dürfte Wells nicht bloß einer der „Urväter“ des Sci-Fi sein, sondern jemand, der es fertiggebracht hat, Literatur zu erschaffen, die ständig geformt, erneuert, von nachkommenden Autoren aufgenommen und verwertet wurde. Somit sind seine schriftstellerischen Künste bis heute, Teil der außerordentlich positiven Weiterentwicklung im Genre.
Die Herrschaften vom MANTIKORE-VERLAG haben es sich zur Aufgabe gemacht, die ewig lebenden Klassiker von H. G. Well zu restaurieren, neu einzukleiden und für die Moderne vorzubereiten. Dies ist ihnen einwandfrei gelungen. Optisch, wie inhaltlich. Großes Kompliment dafür.
Doch was transportiert „The Invisible Man“ wirklich? Wird er seiner Rolle als „Klassiker“, als „Vorbote“ der modernen Science Fiction gerecht?
Eines ist klar: Sprachlich wurde das gute Stück durch die Neuübersetzung wunderbar in die heutige Zeit adaptiert.
Viel interessanter hingegen - finde ich - ist der Umgang mit dem Thema „Unsichtbarkeit“. Frodo Beutlin hat seinen unsichtbarmachenden Ring, Harry Potter den Umhang,...der Chemiker Griffin die wundersame Kraft der Wissenschaft.
Mit dem ganz großen Unterschied, dass Wells’ Charakter mittels chemischem Verfahren, eine gravierende Wesensveränderung an sich selbst durchgeführt hat. Demnach lässt sich der Status des ‚Unsichtbar seins‘, der „Fehler“ nicht wieder so einfach egalisieren. Ganz im Gegenteil: Es hat sogar den Anschein, als müsse Wells’ Protagonist mit seiner selbst herbeigeführten Funktion zu Leben lernen. Durch diese Sachlache verändert sich plötzlich die Sichtweise auf die Thematik, was unweigerlich, folgende Fragen aufwirft:
Ist die Tatsache, ein Leben lang unsichtbar zu sein, Fluch oder Segen? Wie lange hält der Drang, sich vor der Welt verstecken zu müssen/wollen? Wer gewinnt den Wettstreit zwischen „Ästhetik“ und „Komfortabilität“?
Dies dürften wohl - mitunter der sprachlichen Ambitionen - die entscheidenden Faktoren sein, die Wells’ Geschichte so greifbar machen,...die sie so sehr von den anderen abgrenzt und sie ganz klar dem Sci-Fi-Genre zuteil werden lässt.
Fazit:
H. G. Wells‘ Klassiker ist unterhaltsam, einprägsam, aber in gleichem Maße auch speziell, was Sprache und Ausführung angeht. Wer also das Thema der „Unsichtbarkeit“ in einem spannenden, leicht zu lesenden Konzept erleben will, wird hier - ehrlicherweise - etwas enttäuscht sein. Ist man aber auf der Suche nach einer starken Charakterstudie, die ambitioniert und anspruchsvoll ist, sowie der fiktiven Pro- und Kontra-Liste der Unsichtbarkeit auf den Zahn fühlt, so dürfte Wells‘ Büchlein bestens dafür geeignet sein. Aufgepeppt wurde das Ganze mit den Illustrationen von Hauke Kock, die zwar fernab von „überragend“ sind, die neu überarbeitete Ausgabe aber gut abrunden.
Auf jeden Fall gibt es von unserer Seite eine Empfehlung!
„Jede neue Erfindung bringt Veränderung, jede Veränderung stört den Status Quo, der Status Quo findet immer Verteidiger, und der Konflikt zwischen Erfindern und Verteidigern mit seinen unerwarteten Wendungen macht eine Geschichte aus.“
Inhaltsangabe:
Ein junger Wissenschaftler entschlüsselt das Geheimnis, wie man unsichtbar wird. Zunächst ist er begeistert von seiner neuen Entdeckung, doch als er das Experiment an sich selbst durchführt, wird ihm klar, dass unsichtbar sein nicht heißt, unangreifbar zu sein. In seiner Verzweiflung sehnt er sich nach einer Möglichkeit, den Prozess umzukehren, und landet in einem kleinen Dorf, wo er meint, dass er in Frieden arbeiten kann. Als sein Geheimnis jedoch auffliegt, beginnt eine Abwärtsspirale des Schreckens und der Gewalt.
Was zunächst schon fast komödienhaft beginnt, verwandelt sich in Wells‘ bahnbrechendem Roman alsbald in eine psychologischen Albtraum, der auch nach mehr als 100 Jahren seine Wirkung nicht verfehlt und die Abgründe der menschlichen Seele aufzeigt.
Über den Autor:
H. G. Wells (1866-1946) ist neben Jules Verne vermutlich einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren des 19. Jahrhunderts. Nicht nur schrieb er als „Vater der Science Fiction“ eine Reihe von Werken, die heute als Klassiker bezeichnet werden, sondern legte in ihnen auch sein Denken und seine Philosophie nieder. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Zeitmaschine“, „Die Insel des Dr. Moreau“, „Der Unsichtbare“, „Der erste Mensch auf dem Mond“ und nicht zuletzt „Der Krieg der Welten“, dessen Einfluss auch heute noch spürbar ist. Er wurde vier Mal für den Literatur-Nobelpreis nominiert. Wells starb am 13. August 1946 im Alter von 79 Jahren.
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