Jordan Harper ist Drehbuchautor, Filmkritiker, war u. a. als Lead Writer für die TV Produktionen „The Mentalist“ und „Gotham“, sowie als Script Wirter für Fernsehserie „L.A. Confidential“ tätig.
Mit „Die Rache der Polly McClusky“ („She rides shotgun“) traut er sich erstmals ans Schriftstellerdasein heran und wird sogar für den Edgar Allan Poe Award in der Kategorie ‚Best First Novel by an American Author’ nominiert.
Wir haben für euch ein kleines Stärken-/Schwächen-Profil des Debütromans zusammengestellt und werden der Story per se, der Konzeption, der Figurenausabeitung, sowie der Stilausrichtung im Allgemeinen ein wenig auf den Zahn fühlen.
Zuallererst möchte ich aber auf das Verhältnis zwischen Prolog, Haupthandlung und Epilog etwas näher eingehen. Es kommt - meiner Meinung nach - in der moderenen (Spannungs-)Literatur - relativ häufig vor, dass die Ausrichtung, bzw. die Definiton des Prologs („Vorwort“/„Vorrede“) völlig missverstanden wird, sich teilweise als gänzlich unsinnig herausstellt und somit kaum Bezug zur eingentlichen Geschichte herstellt. Schade eigentlich, da dies nämlich eine gute Gelegenheit wäre, den Leser, charmant, vorsichtig und unaufdringlich ins Geschehen einzuführen, nicht aber: ihn zu verwirren und zu verunsichern. Dass man als Autor hier einen oftmals schmalen Grat zu bewältigen hat, steht außer Frage. Was ich aber damit sagen will: Man sollte sich bei der Prologgestaltung durchaus seine Gedanken machen dürfen, ob dieser...
a) ...als Einleitung sinnvoll konzipiert, und der „Spieleröffnung“ dienlich ist?!
b) ...überhaupt Notwendigkeit hat? Vielleicht wäre es klüger, das „Vorwort“ gänzlich zu streichen und mit dem eigentlichen Teil der Story zu beginnen.
Im Fall „Die Rache der Polly McClusky“ - so fair und ehrlich muss ich das beurteilen - fand ich den Prolog etwas überzogen und unnötig. Für meinen Geschmack hätte man diesen gut und gerne weglassen dürfen.
Jetzt zum Kern der Geschichte:
Obwohl mir die Idee zur Handlung in ihrem Grundkonzept wirklich gut gefällt und ich zugeben muss, dass mir die optische Aufbereitung vollends zusagt, so muss ich dennoch Jordan Harpers Umsetzung ein klein wenig kritisieren: Diese ständigen, von Kapitel zu Kapitel produzierten Perspektivenwechsel zwischen Nate (Vater, Ex-Knacki, Möchtegern-Verbrecher) und seiner Tochter Polly, hatten - meines Erachtens - einen etwas negativen Beigeschmack. Sie haben nämlich zwischen den beiden einen emotionalen Graben geschaffen, den selbst die empathischen Szenen, die vielen guten Dialoge, nicht wieder zuschütten konnten. Und so bleibt über die gesamte Lesedauer eine permanente Gefühlskälte an den Figuren kleben, die mich persönlich sehr gestört hat. Außerdem muss ich noch anmerken, dass die Profile der Charaktere recht undefiniert, teilweise echt unglaubwürdig dargestellt worden sind. Die Distanz zwischen Leser und Protagonisten wird demnach noch ein Stück größer. Kurzum: Mir hat schlichtweg der Tiefgang gefehlt.
Fazit:
Die schriftstellerische Hürde, seinen eigenen Weg zu finden, den eigenen Stil zu kreieren, hat Jordan Harper aber gut gemeistert. Daran gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Ich hatte hauptsächlich mit der Figurenausarbeitung und deren Integration in die Haupthandlung meine Probleme. Aus mehreren Gründen wollte der Funke ganz einfach nicht überspringen. Was natürlich nicht weiter tragisch ist, gibt es doch bestimmt eine Vielzahl an Lesern, denen genau diese Distanziertheit gut gefällt. Für meine Wenigkeit war sie dann doch eine Schippe zu viel, weshalb ich hier - so leid es mir tut - nur eine bedingte Empfehlung aussprechen kann.
Inhaltsangabe:
Polly McClusky ist elf und eigentlich zu alt für den Teddybär, den sie überallhin mitnimmt, als überraschend ihr Vater Nate vor ihr steht. Der ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, um Polly das Leben zu retten. Denn auf Polly ist ein Kopfgeld ausgesetzt. Nate hat sich im Knast einen mächtigen Feind gemacht: die Gang Aryan Steel hat ihn und seine Familie zu Freiwild erklärt. Nates Exfrau wurde bereits getötet, Polly ist die Nächste auf der Liste. Auf der Flucht durch Kalifornien werden Vater und Tochter zu einem starken Team. Nates Kampftraining macht aus dem schüchternen Mädchen einen selbstbewussten Fighter. Und durch Pollys Scharfsinn halten sie den Vorsprung vor ihren Verfolgern. Bald ist Nate jedes Mittel recht, damit Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann.
„Jordan Harpers Sätze treffen mit der Wucht einer Shotgun.“ (Los Angeles Magazine)
"Ergreifendes Porträt einer Vater-Tochter-Beziehung, umzäunt von Stacheldraht." (Booklist)
„Ein junger Autor, der nur noch kurze Zeit unter dem Radar bleiben wird. Jordan Harper schlägt ein wie das sanfte Brennen eines Schluck Whiskeys.“ (Huffington Post)
Kommentar schreiben