Rezension: "Endurance“ von Scott Kelly

340 Tage im Weltall zu verbringen ist eine gewaltige Leistung, eine Lebensaufgabe, eine einschneidende Erfahrung, ein mutiges Unterfangen und eine lebensverändernde Reise. Keine Ahnung ob sich Scott Kelly, ein ominöser Ghostwriter, oder Übersetzer Hainer Kober die nachfolgenden Lorbeeren einstecken darf, aber die Qualität des Textes ist einfach hervorragend.

Der Inhalt besticht durch viel Ehrlichkeit, Authentizität, Humor und Detailtreue.

Die Perspektive eines auktorialen Erzählers gegen eine „Ich-bezogene“-Form einzutauschen, war mitunter eine der besten Ideen des Autors, denn nur so fühlt man sich als Leser tatsächlich mit den Ereignissen verbunden, spürt die lauernden Gefahren der Mission, erfreut sich an diversen (Teil-)Erfolgen und stellt äußerst schnell eine Verbindung zum Protagonisten her.


„Endurance“ ist Biografie, Abenteuergeschichte, NASA-Erfahungsbericht, unfreiwilliger Lebensratgeber, aber auch Psychogramm eines körperlich und geistig beanspruchten Veterans.


Scott Kelly hat außerdem nicht darauf vergessen, die Bewegründe seines Werdegangs, den Weg zur Raumfahrt-Leidenschaft aufzuschreiben und den Lesern zugänglich zu machen. Und man glaubt es kaum: Die Wurzeln liegen - wie schon so oft - in der Kindheit/Jugendzeit.


Einige Erfahrungen (die uns zu Lebzeiten mit Sicherheit verwehrt bleiben werden), wie beispielsweise eine Raumkapsel zu betreten, schwerelos zu sein, einen gemütlichen Ausflug zum Mond zu unternehmen, kann man hier ganz stress- und risikofrei nacherleben, sollte man aber schleunigst von seiner „To-Do-Liste“ streichen.


Doch den wohl erschreckendsten Aspekt des Weltraumpiloten-Daseins hat Scott Kelly keinesweg beiseite geräumt, ganz im Gegenteil: Immer wieder lässt er durscheinen, wie unfassbar schwierig es sein kann, nach dieser langen Zeit im All, ein normales Leben auf der Erde weiterzuführen. Ein Wahnsinnsauftrag!


Ganz ehrlich: Ich mag den Kerl. Er ist bodenständig, weiß was es heißt „anders“ zu sein, geht beachtlich damit um und hat außerdem eine emotionale Biographie zu erzählen. Gut, dass der C. Bertelsmann Verlag dieses tolle Buch zu uns gebracht hat: All jenen, die sich grundsätzlich für die Raumfahrt interessieren, die sich an einer Kombination aus Adventure, Sachbuch, Memoiren, Tatsachenbericht und Psychogramm erfreuen, denen sei „Endurance“ sehr ans Herz zu legen.


Bevor ich es vergesse: Das Wort „Endurance“ wird aus dem Englischen nicht nur mit „Ausdauer“ oder „Durchhaltevermögen“ übersetzt, welches sich übrigens hervorragend als Titel eignet.

Es gibt überdies aber auch einen bekannten historischen Namensgeber,...denn bei der „Endurance“ handelt es sich außerdem um die Bezeichnung eines im Jahr 1912 vom Stapel gelaufenen Schiffes der „Imperial Trans-Antarctic Expedition“. Nur so als kleiner Sidestep! 😊


Inhaltsangabe:


Ein Jahr lebte Scott Kelly ohne Unterbrechung im Weltraum, auf der ISS, viermal flog er ins All. Jetzt blickt er zurück auf ein Leben voller Gefahren und Abenteuer – mit der Hoffnung, dass der blaue Planet zu retten ist: »Ich habe begriffen, dass Gras wunderbar riecht und dass Regen ein Wunder ist.« Aus der kalten Ferne des Universums und der Internationalen Raumstation hat der Raumfahrt-Veteran Scott Kelly wie kein anderer gefühlt, wie kostbar das Refugium Erde ist. In seiner persönlichen Geschichte nimmt er den Leser mit in eine lebensfeindliche Welt; er erzählt von den Herausforderungen eines Langzeitflugs im All und den dramatischen Folgen für Körper und Seele. Doch im Zentrum stehen die überwältigenden Eindrücke und Erlebnisse, die Begeisterung und der Wille, mit denen Menschen ihre Träume verwirklichen. Mit dieser Kraft können sie, so mahnt Kelly, auch die Schönheit ihres einmaligen Heimatplaneten bewahren.

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