Rezension: "Die letzten Meter bis zum Friedhof“ von Antti Tuomainen

„Ihre Nieren sowie die Leber und die Bauchspeicheldrüse, mit anderen Worten, wichtige innere Organe, sind schwer geschädigt. Aus dem, was sie berichten, entnehmen wir, dass auch das zentrale Nervensystem bereits beeinträchtigt ist. Möglicherweise auch das Hirn. [...]

Die Ergebnisse der toxikologische Untersuchungen sind, nun, bemerkenswert. Diese Werte könnten selbst ein Nilpferd niederstrecken. Das sie mir gegenüber sitzen und zur Arbeit gehen können, verdanken Sie vermutlich der Tatsache, dass sich die Gifte über einen längeren Zeitraum hinweg in Ihrem Körper angereichert haben, schleichend.“ (Seite 14)


Jetzt mal ganz ehrlich: Ich habe schon wirklich viele schwarzhumorige, skurrile Geschichten über das Leben, den Tod, das Sterben und das  Leben nach dem Tod gelesen, aber was der finnische Bestsellerautor Antti Tuomainen mit diesem ohnehin schon reizüberflutenden Plot anstellt, ist - schlichtweg - „nicht von dieser Welt“. Warum? Es sind diese klamaukhaften Passagen, diese tragikkomischen Sätze, diese bunten Gedankengänge des Autors,...im Allgemeinen: all jene Elemente, die einem zum schmunzeln und nachdenken anregen, nicht zuletzt die zwerchfellattakierenden Dialoge, die diesen Roman in eine ganz, ganz eigene Liga katapultieren.

Und: Tuomainen hat es geschafft, seinen ganz eigene Sound zu definieren: Kurze, prägnante, pointierte Sätze zu formen, die lakonische Schreibe konstant aufrecht zu erhalten, „dialoglastig“ zu bleiben,...

Bei all der inhaltlichen Faszintion, nicht zu vergessen: Tuomainens „totkranken“/vergifteten Protagonisten, der durch seine etwas schrullige Art der Positionierung, sich von der Konkurrenz im Genre deutlich abhebt. Und obwohl man mit dieser hoffnungslosen Figur mitfiebert, mitleidet,...beschäftigt den Leser eigentlich nur die Frage: Wie viel Zeit bleibt ihm eigentlich noch??? Die Antwort gleicht einem Todesurteil.


Fazit:


Dass man es hier nicht mit einer Eintagsfliege, sondern mit einem überaus mutigen, talentierten, ernstzunehmenden Schriftsteller zu tun hat, dürfte wohl nach den ersten gelesenen Kapiteln glasklar sein. Tuomainen weiß ganz genau, welche Knöpfe er drücken muss, um aus einem halsbrecherischen Plot, eine vernünftige Story hinzubekommen. Er weiß mit abaoluter Bestimmtheit, welche Skills ein Protagonist haben muss, um als vernünftig charakterisiert definiert werden zu können. Und: Er weiß wie man Satz für Satz, Textbaustein für Textbaustein übereinander legen muss, damit am Ende eine verdammt runde Sache dahei herauskommt.

Zugegeben: Dieser reduzierte Schreibstil den der Autor hier anschlägt, ist mit Sicherheit nicht bei jedem Leser gern gesehen. Und auch die Tatsache, dass Tuomainen immer wieder mal vom Weg abkommt und sich ein klein wenig an Nebensächlichkeiten klammert, könnte der Leserschaft ein Dorn im Auge sein.

Mir persönlich haben aber genau diese Faktoren unheimlich gut gefallen, weshalb mir nichts anderes übrig bleibt, als eine klare Kaufempfehlung auszusprechen!


Inhaltsangabe:


Jaako ist 37, als sein Arzt ihm eröffnet, dass er keine Grippe hat, sondern sterben wird, und zwar sehr bald: Jemand hat ihn über längere Zeit hinweg vergiftet. Das an sich ist schon geeignet, einem Mann so richtig den Tag zu verderben. Leider wird Jaako bei der Rückkehr nach Hause außerdem noch Zeuge, wie ihn seine Frau mit Petri betrügt, dem jungen, knackigen Angestellten ihrer gemeinsamen Firma. Der Firma, die in jüngster Zeit gefährlich Konkurrenz bekommen hat. Jaako beschließt herauszufinden, wer ihn um die Ecke bringen will. Und er wird sein Unternehmen für die Zeit nach seinem Tod fit machen. Der Handel mit den in Japan zu Höchstpreisen gehandelten Matsutake-Pilzen läuft nämlich ausgezeichnet, und in Finnlands Wäldern wachsen nun einmal die besten. Doch das neue Konkurrenzunternehmen kämpft wirklich mit harten Bandagen. Ist es da Jaakos Schuld, wenn es zu Toten kommt? Und hat er überhaupt Zeit für anderer Leute Sorgen? Denn so viel ist klar: Mit dem Tod vor Augen geht alles leichter, gilt es doch jede Minute zu genießen.


Pressestimmen:


«Dieser düster-spannende, komische und intelligente Roman erinnert an FARGO und enthält Humor in geradezu tödlicher Dosis.» (Sofi Oksanen) 


«Antti Tuomainen ist ein wunderbarer Autor. Seine Charaktere, Geschichten und die Atmosphäre sind meisterhaft gezeichnet.» (Yrsa Sigurdardottir) 


«Ein Volltreffer. ‚Die letzten Meter vor dem Friedhof‘ bietet exzellente Einblicke in die Grauzone zwischen Leben und Tod, auch der finnische Charakter ist hier wiederzufinden. Die Haltung des Erzählers gibt Anlass für viel Gelächter.» (Helsingin Sanomat, Finnland) 


«Tuomainen überrascht mit einem wirklich witzigen Kriminalroman. Faszinierender aber als die Suche nach dem Mörder ist der Protagonist. Der Humor erwächst aus den wahnwitzigen Situationen, in denen er seinen Mörder sucht und sich selbst findet.»

(Gloria, Finnland) 


«Dieses Buch kann man einfach nicht aus der Hand legen!» (Kodin Kuvalehti, Finnland) 


«Im finnischen Krimi ist Antti Tuomainen der phänomenale Star des 21. Jahrhunderts. Roman für Roman konstruiert er intensive Szenarien, die todsichere Spannung versprechen.» (Aamulehti, Finnland) 


«Zieht einen sofort in den Bann, extrem gut geschrieben. Tuomainens Stärke über die Geschichte hinaus sind starke Sätze mit perfekt durchdachtem Inhalt.»

(Turun Sanomat, Finnland) 


«Erstklassig. Eine Manifestation von Tuomainens Fähigkeiten und Talent.»

(Kansan Uutiset)

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