Rezension: "Im Taxi" von Jochen Rausch

"Krieg" war der erste Roman den ich von Jochen Rausch lesen durfte. Eine unfassbar kluge, starke, atmosphärische Geschichte über einen Einsiedler, der mit allen Mitteln versucht seine Einöde zu beschützen, sie zu leben, um schlussendlich den Kampf mit der eigenen Vergangenheit loszuwerden. Lakonisch. Pointiert.

 

Mit diesem großartigen Stück Literatur - angelehnt an die Story "Winter in Maine"

(Gerard Donovan) -, hat sich Jochen Rausch, fest in meiner ganz persönlichen Ruhmeshalle etabliert.

 

"Mich hat der Titel lange von diesem Buch ferngehalten. "Krieg". Zu laut klang mir das. Knallhart, brutal, blutig. Krieg, den sieht man jeden Abend im Fernsehen, warum soll man ihn sich mit einem Buch nach Hause holen? Weil es ein richtig gutes ist. Eines, das - in Bruchstücken - vom Krieg in einem fernen Land erzählt, der hier in Deutschland ein Familienleben zerstört. Das Erstaunliche ist die Distanz, die der Autor zu dieser Tragödie hält. Die Sätze sind knapp gehalten, fast schon schroff, als sollte man ferngehalten werden von allem, was sich an Rührung und Mitgefühl einstellen könnte. Und dennoch ist man ganz nah dran, an der Geschichte des Vaters in den Bergen, der seinen Sohn verloren hat. Knallhart ja, aber eben auch bewegend. Die Seele eines Menschen läuft Amok. Einen Psychothriller hat man diesen Roman genannt. Und der Roman ist ein Psychothriller - und was für einer!"

(WDR 2 "Bücher")

 

Nun meldet er sich mit einer multikulturellen Monolog-Anthologie zurück, die fast ausschließlich über den Inhalt und nicht über den Stil zu bewerten ist. Schließlich ist der Kreativitätsspielraum bei diesen gesammelten, tatsächlich stattgefundenen Gesprächen relativ überschaubar. Viel wichtiger ist die Message, die der Autor hiermit versucht zu transportieren!

Um auf knappe 120 Buchseiten eine glaubhafte Geschichte erzählen zu können, muss man entweder äußerst mutig sein, ein hieb- und stichfestes Konzept haben, oder einfach nur verdammt gut schreiben können. Bei Jochen Rausch trifft mit ziemlicher Sicherheit Letzteres zu! (...hat er bereits mit seinen Short-Story-Bänden "Trieb" und "Rache" eindrucksvoll unter Beweis gestellt!)

 

Mit seinem aktuellen Titel -  "Im Taxi / Eine Deutschlandreise" - bekräftigt er abermals seine Stellung als fantastischer Beobachter, als sorgsamer Zuhörer und vor allem als hervorragender Katalysator fürs Wesentliche. Natürlich wurden die einzelnen "Gespräche" - absichtlich - mit einer Brise Humor aufgepeppt, um für den Leser attraktiver zu wirken, die Ernsthaftigkeit mancher Textpassagen kommt aber dennoch gut zur Geltung.

 

Interessant ist das gute Stück auf jeden Fall, ganz besonders das Vorwort des Autors. Hiermit zelebriert er lakonisch - kurz und knapp - den langsamen Zerfall des mondänen Escortservice hin zum klobigen 'Massentransport' in Gelb.

 

Fazit:

 

Unterhaltsam, ernstzunehmend, leider aber auch relativ eintönig und überschaubar. Trotzdem: Aufgrund der Einzigartigkeit des Textes, sowie der humorvollen Ausarbeitung, gibt's auf jeden Fall eine Empfehlung.

 

Inhaltsangabe:

 

Sie fahren Tag für Tag, Nacht für Nacht, ohne je richtig anzukommen: In Deutschland gibt es über 250.000 Taxifahrer und jeder hat seine Geschichte. Viele Jahre sammelte Jochen Rausch Gespräche im Taxi: Aus 120 Miniaturen von erstaunlicher Intensität entsteht das Psychogramm unserer multinationalen Gesellschaft aus einer sehr speziellen Perspektive. Mal nachdenklich, mal heiter, aber immer authentisch, unverstellt, berührend. Schon mit seinen hochgelobten Short Story-Bänden »Trieb« und »Rache« zeigte Rausch, dass er auf engstem Raum große Geschichten zu erzählen weiß.

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