In "Justins Rückkehr" prallen für mich zwei grundverschiedene Welten aufeinander: Zum einen hätten wir da die Zeit vor Justins‘ Verschwinden, der zweite Story-Part wird dominiert von den Fragen:
- Wie geht die Familie mit seiner Rückkehr um?
- Ist er danach immer noch derselbe?
- Wie kann Justin wieder ins Familienleben integriert werden?
Beide Abschnitte bieten vorab den perfekten Raum für eine dramatische Story, die sich auf ca. 420 Seiten gut erzählen ließe. ABER: Für meinen Geschmack wird hier viel zu lange um den heißen Brei herumgeredet. Soll heißen: Wenn die Entführung von Justin und seine dramatische Rückkehr, der betitelte heiße Brei wäre, so wird einfach zu ausschweifend und detailliert über Nebensächlichkeiten von dieser Hauptthematik abgelenkt. Dinge wie, „Wie geht es der Mutter?“ „Wie geht der Vater mit der Situation um?“ „Was ist mit Justin passiert???“, werden leider nur halbherzig angerissen. Es fühlte sich teilweise beim Lesen so an, als wäre man auf einer 80 km/h beschränkten Autobahn mit fortlaufenden Baustellen unterwegs, die man dann irgendwann über die Ausfahrt verlässt und zu der man nie mehr zurückkehrt.
Dennoch muss ich aber auch zugeben, dass ich das Geschriebene an sich sehr gerne gelesen habe, da ich den warmen, zurückhaltenden Ton des Autors, als sehr einfühlsam, sehr bedacht empfunden habe. Trotz alledem bringt er die Geschichte einfach nicht auf den Punkt, erzählt mir viel zu eintönig; Figuren bleiben im Hintergrund. Viele Gründe, weshalb ich für das Beenden des guten Stücks dann doch relativ lange brauchte.
Fazit:
Durch diesen auch oft auftretenden Perspektivenwechsel der Figuren und dem ständigen Story Kreuz und Quer, kam für mich (so leid es mir auch tut!) einfach keine Dramaturgie und demnach keine Spannung zustande. ABER: Wenn jemand diese Art des Story-Aufbaus zu schätzen weiß, sich gerne mit intensiveren Beschreibungen auseinandersetzen, einen sprachlich ambitionierten Text lesen möchte, der ist mit „Justins Rückkehr“ durchaus gut bedient.
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