Rezension: "Tief in den Wald hinein" von Robert Williams

***Zur Info: Die Rezension nimmt einen etwas detaillierteren Bezug auf den Inhalt. Solltet ihr damit ein Problem haben, so würde ich euch empfehlen, nur die Einleitung, die Kurzbeschreibung und das Fazit zu lesen.***

 

Zuallererst muss ich dem BerlinVerlag ein großes Lob aussprechen: Ich habe schon einige Bücher aus dem breit angelegten Verlagssortiment rezensieren dürfen und wurde bisher immer sehr positiv überrascht. Saubere Lektoratsarbeit führt halt meist zu qualitativen Resultaten. Daumen hoch dafür. 👍 Aber auch die tolle Übersetzungsarbeit von Brigitte Jakobeit darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, so hat sie doch maßgeblichen Anteil daran, ob die Geschichte schlussendlich patzig und gestelzt, oder wie in diesem Fall, außerordentlich locker, gar aufmerksam rüberkommt!

 

Deshalb nehme ich euch die Pointe gleich vorweg: "Tief in den Wald hinein" ist total unterhaltsam!

 

Warum? Das Geheimnis lüften wir gleich nach der Inhaltangabe...

 

Inhaltsangabe:

 

Wenn ein Idyll zum Albtraum wird ....

Harriet ist ein Schreikind. Um sie zum Einschlafen zu bringen, fährt der verzweifelte Vater stundenlang mit ihr herum, bis er eines Tages eine Stelle im Wald findet, an der das Baby ruhig wird. Jede Wiederholung des Experiments zeigt es: dies ist offenbar der einzige Ort, an dem Harriet schlafen kann. Die übernächtigte Familie beschließt, ein Haus am Waldrand zu kaufen. Thomas ist glücklich, aber seiner Frau Ann ist die Einsamkeit nicht geheuer. Mit gutem Grund, denn eines Nachts schleicht durch die Bäume ein Trupp Männer zu ihnen, und ihre Absicht ist nicht friedlich ...

 

Eine besondere Eigenschaft, mit denen meiner Meinung nach viel zu wenige Autoren ausgestattet sind, ist die Gabe, durch wenige Worte viel aussagen zu können. Robert Williams beherrscht dieses Phänomen äußerst gut. Man bekommt daher auf knapp 300 Seiten einen emotionalen, sehr dichten, ereignisreichen Roman, der aber komischerweise, zunächst, mit einem Thriller mehr gemein hat, als mit einer herkömmlichen Erzählung.

 

Im Eigentlichen bewegt sich die Geschichte auf ein ganz bestimmtes Szenario hin: Und zwar auf einen „Raubüberfall“ auf eine Familie.

 

Bis zu diesem entscheidenden Schlüsselmoment werden fleißig Figuren eingeführt, deren Vorgeschichten sauber abgearbeitet werden und somit Empathie zwischen Leser und Protagonisten hergestellt wird.

 

Man wartet also auf diese besondere Szene, fragt sich dabei:

 

 

  • Was haben die Männer in diesem Waldabschnitt verloren?

 

 

  • Was genau planen sie? Was haben sie vor?

 

 

  • Wieso ausgerechnet diese Familie?

 

Auf halber Strecke passierte dann doch das Unvermeidliche: Die Familie wurde überfallen.

 

Ab diesem Punkt wird es knifflig:

 

Warum?

 

Weil dieser alles herbeigefieberte Moment, nach wenigen Seiten wieder zu Ende war.

 

Jetzt kann man sich entweder fragen: „Das war’s? Darauf hab ich jetzt gewartet? Mehr kommt da nicht?“, oder man akzeptiert den Sachverhalt und hangelt sich in der Story weiter vor.

An dieser Stelle erkennt man dann ganz deutlich, dass das anfängliche 'Thriller-Dasein' allmählich verschwindet. Plötzlich wird dem Leser klar, dass nicht die „Überfallszene“ im Vordergrund steht, sondern der Umgang mit der Situation bzw. die Bewältigungstherapie der Figuren. Klar ist aber auch, dass damit die Personen sehr in den Fokus gestellt werden. Sollten demnach die Protagonisten mangelhaft dargestellt werden sein, so würde die Geschichte sofort fahrig oder patzig klingen. Aber keine Angst: Der etwas unbehagliche Unterton bleibt dennoch aufrecht und zieht sich weiterhin durch die Geschichte.

Alles in Allem eine ziemlich runde Sache.

 

Fazit:

 

1A-Plot, der so einiges an Spielraum für den weiteren Verlauf der Geschichte offen lässt. Die vielen unterschiedlichen Charaktere geben der Geschichte das gewisse Etwas und sorgen dafür, dass der Roman durchwegs authentisch bleibt.

 

Lange Rede kurzer Sinn: Eine wirklich schöne Erzählung, die ich sehr gerne weiterempfehle!

 

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Viel Spaß beim Lesen!

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